Das perfekte Geheimnis
Datum: 10.07.2021,
Kategorien:
Hausfrauen
... Jürgen war sich sicher, dass Intervenieren, Schimpfen und Drohen seinerseits nutzlos waren, und unter Umständen sogar die Lage noch verschärfen könnten.
„Christina, worauf ich mich verlassen kann, hast du mir gerade ausführlich beschrieben. Warum sollte ich mich noch einmal auf dich verlassen? Du hast mich betrogen, ein paar Wochen vor unserer Hochzeit, und es gibt aus meiner Sicht dafür keine Entschuldigung. Lebensretter hin oder her. Jeder Arzt rettet irgendwann einem Menschen das Leben. Ist das eine Rechtfertigung dafür, dass die beiden dann ficken? Nein, verdammt noch mal, nein!
Ich weiß, Christina, du gehörst mir nicht. Du bist ein eigenständiger Mensch mit eigenen Entscheidungen. Aber du musst auch mit den Konsequenzen, die sich aus deinen Entscheidungen ergeben, leben. Du hast mein Vertrauen in dich schwer beschädigt. Ich möchte nicht, dass du mich bis zu deiner Rückkehr nach Hamburg noch einmal anrufst. Ich brauche Zeit, um für mich eine Entscheidung zu treffen, wie es mit uns weitergehen könnte. Wir sehen uns frühestens am Flughafen, oder auch nie mehr. Mach es gut und habe noch schöne Flitterwochen", um nach einer kurzen Pause mit einem ironischen Unterton zu ergänzen: „Entschuldige, aber diese Spitze musste ich einfach bringen. Falls es dich noch interessiert, mein Vater ist aus dem Koma erwacht und auf dem Wege der Besserung. Er scheint es geschafft zu haben." Damit beendete Jürgen ohne einen Gruß das Telefonat.
Christina blieb noch eine halbe Stunde ...
... auf ihrem Bett sitzen und scrollte durch etliche Fotos aus glücklichen Zeiten, die sie mit ihrem Verlobten zeigten. Sie fragte sich selbst, ob sie richtig gehandelt habe, oder ob sie alles zerstört und verloren hatte. Im Geiste ging sie noch einmal das Telefonat mit Jürgen durch. Sie hatte ihm in vielen Punkten die Wahrheit gesagt, bis auf die Lüge, dass sie keine tieferen Gefühle für Wolfgang spüren würde. Ganz im Gegenteil liebte sie ihn so, wie sie ihren Verlobten liebte. Sie war sich sicher, dass es eigentlich schon keine Affäre mehr war, die Wolfgang und sie verband. Es war ein Verhältnis. Sie tröstete sich damit, dass es Jürgen niemals herausfinden würde, denn sie hatte fest vor, mit Urlaubsende Wolfgang nie mehr wiederzusehen, oder mit ihm zu kommunizieren. Wolfgang hatte diesem Vorhaben bereits zugestimmt, und sie hoffte inständig, dass er nicht versuchen würde, diese Übereinkunft zu modifizieren oder gar aufzukündigen. Als sie erkannte, dass sich ihre Gedanken im Kreise drehten, verließ sie ihr Zimmer und ging zu ihrem Geliebten. Sie klopfte an seine Zimmertür. Wolfgang öffnete sie sofort und zog Christina an sich und umarmte sie. Sie merkte, wie die Anspannung, wie der Stress langsam von ihr abfielen. Aber in Gedanken an ihren Jürgen und ihrem Verrat an ihm, überkam sie eine schier endlos große Traurigkeit. Sie fing an, bitterlich in Wolfgangs Armen zu weinen.
Die nächsten Tage und Wochen bis zum Rückflug nach Deutschland verlebte das Liebespaar in Harmonie und ...