Das perfekte Geheimnis
Datum: 10.07.2021,
Kategorien:
Hausfrauen
... blieben die Smartphones der vier Freunde, bis auf Reklamemails und Spams, ruhig. Sie sprachen von ihren Jobs, erzählten von den Kindern und von vielen Nebensächlichkeiten, und diskutierten insbesondere darüber, ob Eheleute Geheimnisse voreinander haben dürfen.
Als Axel in die Küche ging, um den Nachtisch zu servieren, war es, wie von Zauberhand, einen Moment ganz still in der Wohnung. Die Stille wurde plötzlich unterbrochen durch die Vibrationsgeräusche eines Handys, das nicht auf dem Tisch lag. Jürgen rief laut: „Ruhe bitte. Bitte absolute Ruhe. Ich habe gerade ein Handy gehört, das nicht auf dem Tisch liegt."
Theatralisch ging Jürgen durch den Raum auf die Handtasche seiner Frau zu. Als er die Tasche hochnahm, konnten auch die anderen die Vibrationsgeräusche aus der Tasche hören.
Christina lief im Gesicht weiß an. Offensichtlich hatte sie das Handy nicht ausgeschaltet, so wie sie es sonst tat, wenn sie die Schule verließ, um nach Hause zu fahren. Die an diesem Tag angesetzte Lehrerkonferenz hatte länger gedauert, als geplant worden war, und sie hatte sich beeilen müssen, damit sie noch einigermaßen pünktlich bei ihren Freunden erscheinen konnten. In der Eile hatte sie wohl das Telefon vergessen.
Als Jürgen in die Tasche griff, und ein kleines Smartphone herausholte, sah er Christina wütend an. Er bestätigte, so wie sie es kurz vorher getan hatte: „Wir haben gesagt, dass heute alle Telefone öffentlich sind, mein Schatz", und ergänzte dann mit einem süffisanten ...
... Unterton, „ich wusste gar nicht, dass du noch ein zweites Handy besitzt. Ich bin gespannt, welche Nachricht du erhalten hast. Von wem, kann ich mir allerdings denken. Du auch?"
Christina lief schnell auf ihn zu, und versuchte vergeblich, ihm das Handy zu entreißen. „Nein, oh Gott, nein!", rief sie, „das ist privat. Ich will nicht, dass die Nachricht vorgelesen wird. Das Spiel ist zu Ende. Aus, vorbei! Gib mir mein Handy, Jürgen! Bitte."
Jürgen sah sie giftig an und bestätigte ihre Worte: „Ja, mit ‚aus und vorbei' wird du wahrscheinlich recht haben. Trotzdem, so geht das nicht, meine Süße. Du hast eingewilligt, dass heute Abend jede elektronische Nachricht, die du erhältst, und jedes Telefonat, das du führst, öffentlich vorgelesen und mitgehört wird. Das gilt auch und insbesondere für versteckte und geheim gehaltene Telefone."
Jürgen holte tief Luft und las die WhatsApp Nachricht, die Christina gerade bekommen hatte, laut vor: „Liebe Christina, weißt du, was heute für ein Tag ist? Heute jährt sich zum ersten Mal unsere erste Liebesnacht. Wir haben so etwas wie einen Hochzeitstag. Ich schlage vor, dass wir diesen gebührend feiern. Was hältst du von nächstem Mittwoch? Bei mir zuhause? Zur üblichen Zeit?" Jürgen ergänzte noch, dass hinter dem letzten Wort noch viele Liebes-Emojis stehen würden.
Jürgens Stimme wurde, während er die Nachricht vorlas, mit jedem vorgelesenen Wort trauriger und frostiger. Es herrschte Totenstille im Raum. Jürgen unterbrach diese nach einigen ...