1. Scheherazade Teil 2


    Datum: 22.01.2019, Kategorien: BDSM

    ... rückwärts gehend verließ der Bedienstete den Speisesaal. Sofort öffnete sich die Tür wieder. Herein trat eine verschleierte Gestalt, von der nur die braunen Hände, die sie gefaltet hatte und die braunen Füße, die in kostbaren Pantoffeln steckten, zu sehen waren. Zaghaft und abwartend blieb das Wesen an der Tür stehen, die sich geräuschlos hinter ihm schloss.
    
    „Tritt näher, Rani Priya!“, forderte Scheherban seine Gemahlin für eine Nacht auf.
    
    „Eine Königstochter also!“, fuhr es mir durch den Sinn, „Wahrscheinlich die Tochter irgendeines Stammesfürsten oder Maharadschas!“
    
    Mit schwebenden, anmutigen Schritten trat Priya zum Tisch. Wir erhoben uns, Scheherban ergriff ihre Hand und geleitete seine Königin der Nacht zu ihrem Platz. Galant rückte er ihren Stuhl zurecht. Sie ließ sich nieder. Mit sanfter Stimme bat er sie:
    
    „Nimm, bitte, Deinen Schleier ab, Priya, damit wir Dein liebreizendes Antlitz zu Gesicht bekommen. Ich möchte Dir unseren heutigen Gast vorstellen, Herrn Abuqual. Er ist seines Zeichens Sklavenjäger im Wüstenfort. Als Gastgeschenk brachte er Prinzessinnen mit, die Deinen Schwestern einen Aufschub ihres Schicksals verschaffen werden. Für Dich ist er leider einen Tag zu spät gekommen, meine Liebe!“
    
    Ich beobachtete das Mädchen. Ihre zuerst ruhige Hand wurde bei den letzten Worten zittrig und ungeschickt. Ich wurde aus dem Sultan nicht klug. Waren seine Worte Ausfluss seines sprunghaften Gemüts? War es Berechnung und bereits Teil ihrer Qualen? Schließlich ...
    ... gelang es Priya, den Schleier zu entfernen und ein ebenmäßiges, reizvolles Gesicht zu enthüllen. Zutiefst berührten mich aber ihre samtigen, braunen, mit der Hautfarbe harmonierenden Augen, in die ich wie in einen unergründlichen See blickte. In ihnen sprach die Seele des schönen Mädchens in ausdrucksvoller Weise zu uns, die wir unsere Blicke in ihnen versinken ließen. Ja, auch der Sultan war hingerissen von der Ausdruckskraft dieses Gesichtes, dieser Augen. In ihnen leuchteten Stolz und Kraft, Leidenschaft und Humor, es woben aber in ihnen auch Angst und Furcht, Begierden und Sehnsüchte, zutiefst aber Aufbegehren und Schicksalsergebenheit, abwechselnd und in Widerstreit mit einander.
    
    Ihre Augen hielten meinem Blick stand, hoffnungsvoll und dankbar sah sie mich an, während sie sich im Sitzen vor mir verbeugte. Ich stand auf und verbeugte mich ebenfalls kurz. Kaum hatte ich mich wieder gesetzt, wurden auch schon die Speisen aufgetragen. Eine Schar von nur mit hauchdünnen, durchscheinenden, farbenfrohen Haremsgewändern bekleideter, wunderschöner Mädchen tänzelte anmutig herein. Jede trug eine Platte, eine Schüssel, eine Kanne, deren Inhalt uns zur Begutachtung dargeboten wurde, worauf das Gefäß auf der Tischplatte abgesetzt wurde. Die bezaubernde Schar verschwand so schnell wieder, dass ich gar nicht die Zeit hatte, jedes einzelne Mädchen zu begutachten. Der Sultan bemerkte meine Enttäuschung und meinte lächelnd:
    
    „Lasst es Euch nicht verdrießen, Abuqual. Sie kommen alle ...
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