Ein Semester voller Demütigung
Datum: 26.12.2021,
Kategorien:
Schamsituation
... Richtung Tür. Lena war völlig perplex und wie in Trance stand sie auf und ging hinaus. Ihr schwante, dass es keine gute Idee war, Dr. Fischer zu erzählen, dass dieses Seminar ihre letzte Chance war.
Bevor Lena am Freitagabend ihre Schicht im Club beginnen sollte, traf sie sich mit ihren engsten Kommilitoninnen in einem Café.
»Und Lena, wann wiederholst du die Prüfung?«, fragte Anne.
»Ich bin im letzten Versuch, ich werde ein anderes Seminar belegen, ich habe zu viel Angst, dass ich komplett durchfalle.«, entgegnete Lena.
»Welches Seminar gibt es denn in dem Modul überhaupt noch?«, mischte sich Ina ein.
»Gynäkologische Sonographie bei Frau Dr. Fischer. Ich habe mich schon angemeldet- «
»Oh mein Gott«, unterbrach Ina, »ehrlich? Na viel Spaß, wenn sie dir mit der Ultraschallsonde in der Muschi herumstochern. Das wär ja nichts für mich. Außerdem ist die Fischer echt übel.«
»Wieso, was ist mit ihr?«, fragte Lena mit unsicherer Stimme. Anne fing an aufzuzählen: »Also erstmal ist sie lesbisch, das weiß ja wirklich jeder. Das ist zwar an sich nicht schlimm, aber alle erzählen, dass sie einem bei der Untersuchung permanent zwischen die Beine glotzt und sich daran aufgeilt. Außerdem - mal ehrlich - wer macht denn bitte vaginale Ultraschalluntersuchungen in einem Seminar? Das macht doch niemand freiwillig. Es haben sich ein paar geweigert und die sind danach durch alle Prüfungen gefallen. Zwei Studentinnen haben sogar geklagt. Die Klage wurde abgewiesen, aber ...
... die beiden haben nach ihrem Studium keinen Job in den umliegenden Krankenhäusern bekommen.«
»Ja«, ergänzte Ina, »du darfst bei der auf gar keinen Fall auffallen. Am besten ist es, wenn sie sich deinen Namen nicht merkt. Die Fischer hat eine richtig fiese, sadistische Ader, sobald sie einen auf dem Kieker hat, wird man von der fertig gemacht. Bei der könnte ich echt kein Seminar belegen!«
»Warum bin ich schon wieder die einzige, die das alles nicht mitbekommen hat?«
Lenas Frage ging mehr an sie selbst, als an die anderen beiden.
Hastig stürzte sie ihren Cappuccino hinunter, bezahlte ihre Rechnung und verabschiedete sich: »Ich hab noch viel zu tun, wie immer, wisst ihr ja. Macht's gut!«
Auf dem Weg nach Hause kreisten ihre Gedanken um Frau Dr. Fischer. War sie wirklich so schlimm? Das waren ja alles nur Gerüchte. Sie war zwar vorhin im Büro nicht besonders nett gewesen, aber viele Dozenten waren gestresst und kanzelten ihre Studenten im Schnellverfahren ab. Eigentlich war sie trotzdem irgendwie sympathisch.
Und lesbisch? Das sollte ja eigentlich in der heutigen Zeit kein Problem mehr sein. Anne übertrieb bei solchen Themen immer gerne.
Über das Wochenende recherchierte Lena im Internet. Die Klage war tatsächlich eingereicht, aber vom Gericht abgewiesen worden. Über Dr. Fischer konnte sie einiges über ihre Forschungsthemen finden und ziemlich viel Kritik in den Studentenforen der Uni.
Aber das war normal, kaum ein Dozent kam hier gut weg, zu viel Arbeit, ...