1. Walhalla


    Datum: 10.03.2022, Kategorien: Romantisch

    ... beschäftigt. Wahrheit ist Wahrheit, egal aus welcher Quelle sie stammt. Und er wusste genau, wovon er redet. Natürlich war er geprägt von seinem Glauben, seinem Kontext. Ich komme aus einem völlig anderen."
    
    "Bist du so ein New Age Freak wie Hannah?"
    
    "Auch das nicht. Ich bin weder dies noch das. Ich bin einfach."
    
    "Ich versteh kein Wort. Aber dann versucht du irgendwie durch eine gute Tat dein Karma aufzupolieren, oder was?"
    
    "Ich glaube nicht an Karma. Ich glaube an gar nichts. Na ja, außer Walhalla."
    
    "Was?"
    
    "Natürlich nicht einen tatsächlichen Ort, wo mit Göttern gesoffen, gefickt und gekämpft wird, um für das Leben als Krieger und seine Heldentaten belohnt zu werden. Der Ort ist hier, jetzt, zu jeder Zeit."
    
    Sie sah mich verständnislos und verwirrt an. Nun kamen aber zwei weitere Gäste auf den Balkon, um zu rauchen.
    
    "Hey, Sandra. Wir haben uns ja Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Alles klar bei dir? Was machen die Kinder?", erfragte ich nach einer kurzen Umarmung mit Küsschen.
    
    "Hör bloß auf. Fressen mir die Haare vom Kopf, und rauben mir den letzten Nerv. Ich hätte sie damals in einen Sack stecken und ersäufen sollen..."
    
    Während Sandra mir ihr Leid klagte, sah mich Judith noch lange unverwandt an, gab sich schließlich einen Ruck und verschwand vom Balkon. Als ich nach einem längeren, und sehr lustigen Gespräch mit Sandra wieder in die Wohnung kam, saß Judith neben Hannah. Offenbar hatten sie sich über mich unterhalten.
    
    Die Tatsache, dass Judith ...
    ... erstmalig etwas Farbe im Gesicht hatte, schien darauf hinzudeuten, dass sie Hannah in ihrer typischen Art gleich mit Details versorgt hatte, die sie wahrscheinlich nie hatte wissen wollen. Ich wurde wieder von Bekannten und Freunden in Gespräche gezogen. Judith beobachtete mich lange Zeit, das entging mir nicht.
    
    Sie wagte es allerdings nicht noch einmal, mich von sich aus anzusprechen. Das tat ich dann, als sie sich bereits ihre Jacke angezogen hatte, und offensichtlich die Party verlassen wollte.
    
    "Du gehst schon?"
    
    "Ja, ich fühle mich nicht so besonders."
    
    "Verstehe. Wir können unser kleines Gespräch gerne ein andermal fortsetzen. Das möchtest du doch, nicht wahr?"
    
    Sie sah mich verblüfft an, und krauste ihre Stirn.
    
    "Ich weiß nicht. Vielleicht. Ruf mich an. Hannah kann dir meine Nummer geben."
    
    "Verlass dich drauf. Wir sehen uns", verabschiedete ich sie.
    
    Wenige Stunden später war es aber erst einmal Zeit, das Geburtstagskind richtig zu sehen. Hannah. Eine der ungewöhnlichsten und exzentrischsten Frauen, die ich kannte. Als ich sie kennenlernte, war ich mit meinen einundzwanzig Lenzen ein ziemlich grüner Junge, trotz einer langjährigen Beziehung und mehreren kürzeren.
    
    Die neun Jahre ältere Hannah war da eine Offenbarung. Eine Frau, die nicht nur wusste, was sie wollte, sondern sicherstellte, dass ich das ebenfalls erfuhr. Genau erfuhr. Sie legte zu der Zeit Tarot, auch für mich.
    
    Komischerweise kam bei mir fast immer raus, dass ich in Kürze ein sehr ...
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