1. Walhalla


    Datum: 10.03.2022, Kategorien: Romantisch

    ... nicht so unbekannt war. Aber dann, eine unglaubliche Hitze, ein Brennen, Glühen, Vergehen, ein Neuordnen, etwas, was mich erschütterte.
    
    Dann wieder diese Präsenz, die wir manchmal gemeinsam, und sie viel öfter alleine empfunden hatte. Nicht eine Präsenz, ganz viele, unendliche viele. Auf einmal nur noch eine, die mich umschmeichelte, tröstete, denn in diesem Moment brach ich in Tränen aus.
    
    Rutschte im selben Augenblick aus diesem Zustand, den ich Walhalla nenne. Und fand Judith leblos in meinem Arm.
    
    Ich verbrachte viel Zeit mit Ursula und Hannah, die ihr nach der langen Zeit der Entfremdung nun wieder mit aller Kraft und Liebe zur Seite stand. Ihr wie ich half, mit diesem unfassbar harten Schlag, ihr einziges Kind zu verlieren, soweit es ging, zurechtzukommen.
    
    Ich konfrontierte sie nicht mit dem Konzept von Walhalla, mit dem, was in den Wochen vor und am Tag des Todes der Kriegerin Judith geschehen war. Alles, was ich ihr versuchte zu vermitteln, war, dass sie ohne Leid in eine bessere Welt gegangen war.
    
    Wie auch immer sie das mit ihrer wiedergefundenen Gläubigkeit interpretieren wollte. Was wirklich geschehen war, begriff ich nur ansatzweise. Bis ich, zwei Wochen nach der Beerdigung erstmals wieder willentlich in Walhalla eintrat.
    
    Da war sie wieder, diese Präsenz, die mich umschmeichelte. Die mich sofort mit einem so unbeschreiblichen Glücksgefühl flutete, dass ich dachte, nun wirklich meinen Verstand zu verlieren. Es nicht ertragen zu können.
    
    Es strömte so viel auf mich ein, es sprengte all mein Verstehen und all meine Empfindungen. Dann, in einem Absenken und einer atemlosen Leere, formierte sich ein Satz in meinem Kopf, den ich nicht selbst dachte.
    
    "Du machst mir Spaß, Björn."
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