1. Freundschaftsanfrage zur Unzeit


    Datum: 05.02.2019, Kategorien: Fetisch

    ... Kaffee einladen," sagte ich, als wir an meiner Tür ankamen. "Aber ich hab morgen Frühschicht..."
    
    "Frühschicht? Klingt ja brutal," sagte Lothar.
    
    "Ist es auch manchmal. Aber meine Zeiten ändern sich dauernd. Am Dienstag muss ich erst um vier Uhr nachmittags am UKE sein."
    
    "In dem Fall würde ich dich gerne morgen Abend in ein Restaurant einladen, Sara. Im Gegenzug für das nette Abendessen, das du gerade bezahlt hast."
    
    Ich überlegte, ob der Junge annahm, dass ein Dinner-Date mit mir zwangsläufig zu nächtlichen Aktivitäten führen würde. Aber innerlich hatte ich das Gefühl, das ich genau das wollte.
    
    Ich nahm einen tiefen Zug von meiner Zigarette. Plötzlich beugte sich Lothar vor, und küsste mich auf den Mund und versuchte ihn mit seiner Zunge zu öffnen. Ich wollte ihm unbedingt einen Gute-Nacht-Kuss geben, aber nicht mit meinem Rauch ersticken, also zog ich meinen Kopf zurück und pustete meinen Rauch von ihm weg.
    
    "Warte eine Sekunde. Lass mich die erstmal loswerden."
    
    Ich warf die halb gerauchte Zigarette auf den Bürgersteig. Als ich sie austreten wollte, fiel mir ein, dass ich barfuß war, und Lothar, ganz der Gentleman, trat sie mit seinem Schuh aus. Ich gab ihm einen langen und leidenschaftlichen Zungenkuss.
    
    "Du schmeckst aber toll," flüsterte er, als sich unsere Lippen nach einer Weile trennten.
    
    "Du stehst auf meinen Raucheratem?"
    
    "Ja. Ich finde deinen Raucheratem ausgesprochen lecker."
    
    "Dann bis morgen!"
    
    "Ich schicke dir eine SMS mit dem Namen ...
    ... des Restaurants. Ist sieben Uhr okay?"
    
    "Perfekt!"
    
    Ich ließ den schönen Jüngling, der theoretisch mein Kind sein könnte, noch einmal meinen rauchigen Zungenkuss schmecken, bevor ich mich umdrehte und die Eingangstür hinter mir schloss.
    
    Montag
    
    Ich verbrachte diesen Montag im UKE damit, an Lothar zu denken und mich darauf zu freuen, ihn wiederzusehen. Meine prickelnde Vorfreude bekam einen heftigen Schub, als er sich gegen zwei Uhr mit einer SMS mit Namen und Adresse eines italienischen Restaurants auf einem Schiff in der Hamburger HafenCity meldete. Als Bestätigung habe ich ein rotes Herz-Emoji zurückgesimst.
    
    Pünktlich um vier verließ ich mit meinem Auto das Krankenhaus und brachte es zu meinem türkischen Mechaniker nach Altona, um den Reifen reparieren zu lassen. Unruhig setzte ich mich mit meinem Handy in den Wartebereich zusammen mit zwei anderen Kunden, die wie ich vorschriftsmäßig Masken trugen.
    
    Ich fing an, die Freundschaftsanfragen auf meinem Facebook durchzugehen, die ich den ganzen Sommer vernachlässigt hatte. Ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber ich bekomme immer wieder Anfragen von Männern, die ich überhaupt nicht kenne. Die meisten mit ausländischen Namen.
    
    Ich denke, das Phänomen hat in meinem Fall damit zu tun, dass Hunderte oder gar Tausende von Fotos vom Sylt-Shooting 2004 im Internet kursieren, und dass auch mein Name, Sara Cremers, irgendwie mit den Fotos verbunden ist. Und Männer, die den Anblick genießen, wie die 19-jährige Version ...
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