Freundschaftsanfrage zur Unzeit
Datum: 05.02.2019,
Kategorien:
Fetisch
... Auto!"
Miranda unterbrach von hinten das Gespräch:
"Mami, was ist ein 'Tentakel'?"
"Es sind die Arme vom Tintenfisch. Ich hab dir doch meine Tattoos gezeigt."
"Kann ich sie jetzt sehen?"
"Du kannst den Tentakel hier auf meiner Schulter sehen. Den Rest zeige ich dir ein anderes Mal."
"Okay. Und was ist eine 'Vagina'?"
Diese Frage hätte ich vorhersehen müssen.
"Das ist das Loch, das Frauen und Mädchen zwischen ihren Beinen haben, Schätzchen."
"Das Pullerloch?"
"Nein. Nicht das Pullerloch. Ein anderes Loch."
Erfreulicherweise schien Miranda mit dieser Erklärung zufrieden zu sein. Und selbst Lothar schwieg eine Weile.
Natürlich wurde kurz vor Lübeck die A1 gebaut. Ich musste Andreas simsen, dass wir etwas zu spät kommen würden. Ich beendete meine SMS sicherheitshalber mit einem Smiley.
Andreas erwiderte mit einem knappen "Okay" ohne Smiley. Wohl um zu signalisieren, dass es überhaupt nicht okay war.
Als wir endlich am Yachthafen ankamen, hielt Andreas mit dem Smartphone in der Hand nach meinem leicht erkennbaren BMW Ausschau. Es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass wir aus dem alten Astra ausgestiegen waren und nun in einer Dreierkette Händchen haltend auf ihn zukamen, Miranda in der Mitte und Lothar und ich an den Seiten, jeweils eine Tasche tragend. Es war 8:34 Uhr.
Miranda ließ unsere Hände los, rannte zu ihrem Vater und umarmte ihn.
Lothar und ich näherten uns und stellten die Taschen ab.
"Es tut mir so leid, Andreas. ...
... Wir hatten eine Reifenpanne."
"Wir müssen los. Hier wird es gleich stark regnen. Den Regen hätten wir meiden können, wenn wir gleich um acht losgefahren wären. Weiter nördlich ist das Wetter schön."
Andreas machte eine Kopfbewegung in Lothars Richtung.
"Hallo," sagte Lothar freundlich und nickte.
"Das ist unser neuer Freund Lothar," erklärte Miranda.
"Hast du einen neuen Freund?" fragte mich Andreas. Auch nach zwei Jahren als Geschiedener zeigte er immer noch ein völlig unangemessenes Interesse an meinem Privatleben. Obwohl ich ja nichts Falsches getan hatte, spürte ich ein dringendes Bedürfnis meinen Bezug zu Lothar zu präzisieren:
"Wir trafen Lothar erst heute Morgen. Er war so freundlich, uns wegen der Reifenpanne mitzunehmen. Er ist also ein sehr neuer Freund, wenn du so willst."
Andreas nickte und schien sich mit meiner Darlegung zu begnügen.
"Wir müssen jetzt wirklich Segel setzen und in See stechen. Wir warten hier seit fast einer Stunde. Und gleich wird es heftig regnen."
Er zeigte auf die dunklen Wolken im Westen.
Ich drückte Miranda zum Abschied. Dann umarmte sie Lothar, drehte sich um und rannte auf das große Segelboot zu, von dem Andreas' bezaubernde neue Freundin Vanessa ihr zuwinkte. Lothar und ich standen am Steg und winkten, als das Boot den Hafen verließ.
Aus meiner fast leeren Packung nahm ich die Zigarette, an die ich seit Hamburg gedacht hatte. Gleichzeitig begann es große, schwere Tropfen zu regnen. Ich zündete meine Camel ...