1. Chaos-Akt am Freitag


    Datum: 07.02.2019, Kategorien: Kunst,

    ... scheinen auch dankbar für die Ablenkung zu sein. Jetzt gehören sie schon dazu. Nelly ist vor Schreck und Verunsicherung ganz rot angelaufen und flüstert: „Muss ich mich wirklich jetzt abschminken?“ Ich muss lachen. „Nein, natürlich nicht. Beziehungsweise, nur, wenn du auch Modell stehen willst.“ Sie schüttelt heftig den Kopf „Nein! Um Himmels Willen! Das nicht.“
    
    Inzwischen sind aber auch nach und nach die Studenten und Laienschüler angekommen und haben sich ihre Plätze gesucht und eingerichtet. Es sind 8 junge Männer und 4 Frauen, darunter eine etwas ältere, in meinem Alter etwa. Wenn ich mich so umsehe, dann stelle ich fest, dass fast alle Blicke der männlichen Teilnehmer sich scheinbar unauffällig aber trotzdem deutlich auf Nelly konzentrieren. Kathrin kriegt das natürlich auch mit und scheint zwischen Erleichterung und
    
    Enttäuschung, bzw. Neid zu schwanken. Sie wird jedenfalls immer unruhiger. Als die Mehrheit der Plätze besetzt ist, klatscht Friedrich in die Hände.
    
    „Los geht’s! Bitte alle fertig werden, auch das Modell. Wir hängen schon in der Zeit.“
    
    Ich nehme schnell die große schmale Kathrin an die Hand und verschwinde mit ihr in der Remise. Nelly folgt uns sogleich. Die Remise, das ist unser Lager für Material und fertig gestellte Auftragsarbeiten. Da gibt es einen Stuhl, einen Kleiderhaken und sogar einen großen Spiegel. Der Spiegel ist das Wichtigste. Ohne einen letzten Kontrollblick geht bei uns Frauen nichts. Besonders dann, wenn man nackt unter die ...
    ... Leute gehen soll.
    
    Kathrin zieht sich erst einmal mit zittrigen Fingern und recht zügig ihren Jeansanzug aus, in welchem sie noch männlicher wirkt als sonst, schon durch ihre Figur. Dann blickt sie mich und Nelly noch einmal zweifelnd an, als wolle sie fragen: „Soll ich jetzt wirklich…?“ und zieht sich mit gekreuzten Armen das T-Shirt über den Kopf. Darunter trägt sie einen schwarzen Bikini. Sie ist wirklich sehr schmal gewachsen, oder besser gesagt, sehr schnell in die Länge und weniger in die Breite. Durch die Lücke zwischen ihren dünnen Oberschenkeln könnte man die Hand durchstecken
    
    ohne anzuecken. Man kann aber erkennen, dass aus ihr noch einmal ein richtiges Traummodel werden kann, wenn sie noch ein klein wenig mehr Weiberfleisch auf die
    
    Knochen kriegt. Sie hält sich im Rücken sehr gerade und sie hat schöne lange gerade Beine. Ihr Gesicht gewinnt durch ihre Unsicherheit eine fast romantische Schönheit. Die schmale gerade Nase und die großen Rehaugen wirken fast magisch und märchenhaft, wie bei diesen japanischen Cartoons mit den großen traurigen Augen.
    
    „Kann ich nicht so bleiben? Ach bitte. Ich glaube, ich kann das doch nicht. Nelly, du bist doch viel schöner als ich. Sie haben alle nur dich angesehen, das habe ich ganz genau gemerkt. Willst du nicht lieber für mich…?“ Ihre großen braunen Rehaugen sehen uns verzweifelt und ängstlich an. Aber Nelly schüttelt nur heftig ablehnend ihren sonnenblonden Haarschwall. „Nein. Ich auf gar keinen Fall! Du wolltest das doch ...
«1...345...15»