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Teufelskreis 01: Das Interview
Datum: 24.09.2022, Kategorien: BDSM
... tausendfarbigen Himmel zeigte. Ein riesiger Esstisch aus schwarzem Holz, zwölf Stühle und ein Polstersessel, ein Plattenspieler, hochmoderne Musikanlage, Marmorstatuen von Figuren aus der griechischen Mythologie, die ich vom Sehen her kannte. Ich fühlte ein Kribbeln im Bauch. Sie waren alle ausgenommen explizit: eine nackte Frau, die die Beine unter dem Schwan spreizt, ein an den Felsen gefesselter Mann, ein auf den Knien flehendes Mädchen, ebenfalls nackt. Der Bildhauer hatte kein Detail ausgelassen. Schnell machte ich ein paar Fotos mit meinem Handy. Eines davon schickte ich an meinen Freund Thomas -- hättest geige nicht jura studieren sollen! kaufst du mir auch mal so eine aussicht? xxx Ein anderes in einen Gruppenchat mit meinen alten Schulfreundinnen Vera und Anita: Omg ich bin drin! Our nicolas: millionaire, collector, pervert! Mit den Witzen wollte ich mich von meiner Nervosität ablenken, die mit jeder Sekunde anstieg. Es war ein Interview, nur ein einfaches Interview für eine Studentenzeitung, die sowieso niemand las ... Und ich kannte den Typen! Aber da stand ich, Herz rasend, Hände schweißnass und wünschte mir plötzlich nichts mehr als mich umzudrehen, hinauszustürmen und die ganze Geschichte zu vergessen. Ein gerahmtes Schwarzweißfoto zu meiner Linken zeigte Nero bei einem seiner ersten Auftritte. Ich konnte mich erinnern, das war noch in der zehnten Klasse gewesen: im schwarzen Anzug, mit seiner charakteristischen bügellosen Brille, die Geige an den ...
... Nacken gepresst und den Bogen umklammernd, als hinge sein Leben davon ab. Seitdem hatte er überall auf der Welt, von Leipzig über Sidney und Honkong bis Los Angeles gespielt. Der Rockstar der Klassik. Teufelsgeiger, nannten ihn manche. Bestimmt hatte er sich den Namen selbst ausgesucht! Der Securitymann war verschwunden; ich war alleine in dem riesigen Raum. In der Hand einer Statue -- wieder eine nackte Frau, diese aber stehend und mit Dornen im Haar -- entdeckte ich einen gläsernen Apfel. Mit spitzen Fingern hob ich ihn hoch, hielt ihn gegen das Licht. Augenblicklich füllte er sich mit Strahlen der Abendsonne und warf Regenbogen über mich, über die Wände und den schwarzen Tisch. Ich seufzte. „Eris, die Göttin des Neids." Ich fuhr zusammen, wirbelte herum und stieß dann einen Schrei aus -- in dem Schreckmoment war mir der Apfel durch die schwitzigen Finger gerutscht, landete auf den Fliesen und zersprang in tausend Scherben. Oh shit! Im Türrahmen stand Nero. Ich hatte ihn nicht kommen hören. Er trug ein schlichtes schwarzes T-Shirt, schwarze Hosen und Hausschuhe. In der Hand hielt er eine Geige, die er beim Näherkommen beiläufig auf den Tisch legte sowie einen Bogen, den er in der Hand behielt. „Uhm, hallo! Ich ... Sorry, es tut mir so leid, du hast mich erschreckt -- es war keine Absicht, ich verspreche es!" Ich stand in einem Scherbenkreis, doch Nero sah nicht einmal auf den zerbrochenen Glasapfel. Er deutete ein Lächeln an, ging zu einer Kommode, holte ...