1. Teufelskreis 01: Das Interview


    Datum: 24.09.2022, Kategorien: BDSM

    ... gekommen?"
    
    Die ersten Minuten verliefen holprig, aber irgendwann fanden wir einen Rhythmus, der beinahe Spaß machte. Der Wein, von dem mir Nero ohne zu fragen ein zweites Glas nachschenkte, half auf jeden Fall: Ich hatte keinen blassen Schimmer von Wein, trank auf Partys eher mal Bier oder Cider, aber sogar ich konnte schmecken, wie teuer er war.
    
    Nero war beileibe nicht mehr so schüchtern und kurz angebunden, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er erzählte bereitwillig, ausschweifend und äußerst eloquent, machte Witze, fragte immer mal wieder nach mir oder alten Schulfreundinnen. Ich schrieb mir auf, dass er mit vier Jahren auf Druck seiner Eltern angefangen hatte Geige zu spielen und dann auch ziemlich schnell ziemlich gut geworden war, aber irgendwann im Gymnasium auf eine Wand gestoßen war: Er war der beste Musiker des Schulorchesters, gut genug für Jugendmusikwettbewerbe und bestimmt auch für ein Studium, aber kein Genie -- als professioneller Musiker würde er immer in der hinteren Reihe sitzen, Weltstars bei ihren Solokonzerten begleiten, in der Masse verschwinden und sich mit Musikunterricht über Wasser halten. Er erzählte von dem Schock, von der Frustration, und dann von einem „Wunder", durch das es in der Verzweiflung plötzlich klick gemacht hatte.
    
    „Ein Pakt mit dem Teufel?", versuchte ich mich an einem Witz. Nero lachte laut.
    
    „Genau, das war es!" Und plötzlich, gerade einmal Anfang zwanzig, war er der Solist -- benannt nach dem wahnsinnigen römischen ...
    ... Kaiser, der der Legende nach musiziert hatte, während die von ihm angesteckte Stadt Rom in Flammen stand --, war er es, der von Profimusikern überall auf der Welt angehimmelt und beneidet wurde. Während ich noch mit meinem Bachelorabschluss kämpfte, hatte er schon alles erreicht. Er arbeitete gerade an einem Album mit Eigenkompositionen, hatte Freunde unter den Reichen und Mächtigen, war x-mal um die Welt gereist ...
    
    „Wie sieht es für so einen Weltstar denn mit der Liebe aus?"
    
    Nero hob eine Augenbraue. „Die würde mir doch nur in die Quere kommen. Man erlebt das eine oder andere Abenteuer, auf jeden Fall, lernt viele interessante Leute kennen, aber die Details würde ich lieber privat behalten."
    
    „Alles klar."
    
    „Und bei dir?"
    
    Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her. „Ich habe seit zwei Jahren einen Freund. Er studiert Jura."
    
    „Ist er die große Liebe?"
    
    Ich zuckte die Schultern.
    
    „Ist er gut im Bett?"
    
    „He!" Nero blieb nonchalant, aber nach diesem Abschweifer gab ich mir Mühe, das Interview zu Ende zu bringen. Ich hatte mehr als genug Material, und die Weinflasche war zu zwei dritteln leer, was vielleicht keine so gute Idee war. Man wusste ja nie, was sich solche Stars sonst noch herausnehmen würden.
    
    „Vielen Dank nochmal für deine Zeit! Ich schicke dir in ein bis zwei Wochen den Entwurf für den Artikel, damit du sagen kannst, ob du damit einverstanden bist." Ich stand auf. Nero blieb sitzen. Er spielte immer noch mit dem Geigenbogen.
    
    „Danke fürs ...
«1...345...8»