Begierde: Never fuck the company (Teil 1)
Datum: 20.11.2022,
Kategorien:
Verführung
Frankfurt
Es ist der sechste Januar. Ein Montag. Wir sitzen im Großraumbüro in der 21. Etage eines Frankfurter Bankenturms. Viele sind noch im Skiurlaub. Aber hier im Projekt ist der Irrsinn schon wieder in vollem Gange. Die Digitalisierung kennt keine Ferien. Unsere Projekttermine am Jahresende haben wir eingehalten. Wie immer. Natürlich haben kurz vor Schluss die Ziele der Projektphase nochmals angepasst, so dass wir auf jeden Fall einen Erfolg vermelden können. Dass das so "erreichte" Ergebnis mit dem ursprünglich geplanten nicht mehr viel gemein hat, stört niemanden. Es geht nicht darum, etwas zu erschaffen. Es ging nie darum. Es geht darum, nachzuweisen, dass Führungskräfte der Bank die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Weil Ihre Karriere daran hängt. Oder das, was sie dafür halten. Und das zieht sich durch alle Ebenen. Auch, wenn ebendiese Entscheidungen mit ein bisschen gesundem Menschenverstand bereits von Beginn an als völlig abwegig aufgefallen wären. Aber so ist das Projektgeschäft in der Realität leider sehr oft, nicht nur hier. Man muss sich irgendwann abgewöhnen, die Welt retten zu wollen. Kein Mensch wird hier anhand der geschaffenen Werte oder eingesparten Kosten bezahlt. Das wäre vollkommen abwegig. Hier geht es nur nach der Zeit, die man auf das Projektbudget buchen kann. Lebe damit oder mach was Anderes.
Gearbeitet wird natürlich in Großraumbüros. Wie ich die hasse. 300 Menschen auf einer Etage. Es ist ein Kommen und Gehen, verbunden mit dem ...
... unvermeidlichen Grundgeräusch aus Gesprächen, privaten und geschäftlichen Telefonaten, Meetings bei irgendwem am Platz. Und es gibt natürlich ein paar besondere Protagonisten, denen man im Großraum kaum aus dem Weg gehen kann. Conny beispielsweise. Mittfünfzigerin, nicht hässlich. Sie wird nicht müde, bei jeder Gelegenheit zu betonen, dass sie das hier ja gar nicht machen muss. Sie arbeitet nur, weil ihr Mann jünger ist und auch berufstätig und ihr sonst die Decke auf den Kopf fällt. Zudem ist sie ja eine Koryphäe in der Bank und möchte ihrem Arbeitgeber ihre wertvolle Arbeitskraft nicht vorenthalten. Sagt sie. Entsprechend ist sie auch kaum mit dem Projekt beschäftigt, sondern quasi ständig dabei, mit ihrer lauten Quäk-Stimme am Telefon irgendwelche privaten Dinge zu regeln und dabei ihren Mann oder wer auch immer jeweils gerade als Opfer herhalten muss, zurechtzuweisen. Man sagt, sie wäre früher mal fachlich gar nicht mal so schlecht gewesen, man müsse nur Aufgaben in dem sehr schmalen Bereich im Bankgeschäft finden, der ihr liegt. Conny könnte die letze Frau auf der Welt sein, als Frau finde ich sie völlig uninteressant und als Mensch insgesamt nur unangenehm. Nicht zu vergessen sind die Langhälse. Menschen, die im Großraumbüro immer wieder wie zufällig hinter dir entlangläuft und dir dabei neugierig über die Schulter schaut. Die Unternehmensführung findet das modern. Obwohl es in wirklich modernen Unternehmen bereits wieder abgeschafft wird. Die Modernität gilt natürlich ...