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Begierde: Never fuck the company (Teil 1)
Datum: 20.11.2022, Kategorien: Verführung
... umgehen kann ist Routine. Sie macht mich wahnsinnig. Und betriebliches Rechnungswesen ist vor allem genau das: Routine. Ich brauche aber Herausforderungen, Adrenalin wenn man so will. Am besten jede Woche etwas Neues. Und Technologie. Ich bin ein Spielkind. Der Job als Unternehmensberater im IT-Bereich bietet mir genau diese Abwechslung. Fast 10 Jahre lang war ich als IT-Berater und Projektmanager bei einer großen Beratungsgesellschaft angestellt. Ich habe viel gesehen. Projekte rund um die Welt. Europa kreuz und quer. Und nach dem 11. September nahezu die gesamte arabische Halbinsel. Für meinen Arbeitgeber ein extrem lukratives Geschäft. Keiner wollte im nahen Osten arbeiten. Alle hatten Angst. Für mich war das nie ein Thema (und genau genommen war diese Angst auch wirklich unbegründet). Und es ist einfach cool, das zu machen, wozu die wenigsten die Chance oder vielleicht auch nur den Mumm haben. Mit der Familienplanung verschoben sich dann die Prioritäten. Ich war immer gern unterwegs. Aber wenn man einen tollen Job irgendwo auf der Welt damit bezahlt, kein Familienleben haben zu können, muss man sich entscheiden. Ich habe daher bei Bastians Geburt die Firma gewechselt. Nur noch regionale Projekte, jeden Tag im eigenen Bett. Und das bei dennoch recht lukrativem Gehalt. Klang gut. Ist nur nie so eingetreten. Klar kannst du versuchen, jeden Abend nach 10 Stunden Projekt nochmal drei Stunden nach Hause fahren und am nächsten Morgen dann um 9:00 wieder frisch beim Kunden ...
... stehen. Denn so war "regional" definiert. Aber im Ernst: das klappt in der Realität eben nicht. Und Hierarchien... Was soll ich sagen: Wenn Karriere bedeutet, einen schönen Titel auf der Visitenkarte zu haben, den man sich mit dem Kopf an anderer Leute A... (du weißt schon) erarbeitet, dann bin ich da falsch. Nach genau einem Jahr hab ich alles hingeschmissen. Seit fast drei Jahren bin ich nun selbständiger Berater. Es ist echt schwer. Der Markt ist brutal geworden. Jeder Depp kann sich "Berater" nennen. Der Begriff ist nicht geschützt und jeder zweite BWL-Abbrecher meint, als Berater könnte er mit wenig Aufwand gut leben. Das wird einem ja auch von diesen Coaching-"Scharlatanen" immer wieder um die Ohren geschlagen: "In meinem Online-Kurs lernst Du, wie Du in nur 2 Monaten zu einem passiven Einkommen kommst und nach spätestens 2 Jahren bist Du Millionär. Ganz ohne Aufwand". BULLSHIT! Sage ich da nur. Erfolg ist in erster Linie Arbeit. Und Zeit und Schweiß und Risiko. Gewürzt mit einer gehörigen Prise Glück. Ich kenne diese Scheinwelt der Unternehmensberatungen gut. Wo Mittzwanziger meinen, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen und Endvierziger Senior-Manager bei den berüchtigten "Offsites" die Junior-Beraterinnen reihenweise flachlegen, ohne dass das auch nur irgendwem merkwürdig vorkäme. All das ist einfach nicht meine Welt. Ich will diese ganze Show nicht mitmachen. Ich will morgens in den Spiegel schauen, mich auf die Aufgaben des Tages freuen und abends das ...