1. Mein persönlicher „LifeChangingSex“


    Datum: 24.01.2023, Kategorien: Erstes Mal

    ... traute ich dieser Frau absolut zu...
    
    „In Ordnung!" Ich kam auf die Füße und lächelte gezwungen. „Vielen Dank, Frau Dr. Mickels, sie haben mir schon jetzt sehr geholfen. Ich spüre schon, wie ich wieder klar werde. Äh, ruhig, meine ich. Ganz ruhig."
    
    Sie sagte nichts dazu, sondern nickte nur und blieb sitzen. „Viel Erfolg, Herr Steganowski", meinte sie leise.
    
    „Ich... ich melde mich dann..." Einen Schritt rückwärts. Noch einen. „Einen schönen Tag noch, Frau Dr. Mickels."
    
    Dann war ich draußen und atmete abgrundtief durch, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Mit einem Ruck setzte ich mich in Bewegung und stiefelte den Weg zurück zum Tor. Es war noch angelehnt. Ich zog es hinter mir zu, nach einem letzten Blick auf das verwunschene Villengrundstück.
    
    „Puh!" Ich lachte unbehaglich. Was zur Hölle war das gerade gewesen? Und warum war ich geflohen, beinahe von Panik erfüllt?
    
    Etwas drückte in meiner linken Hand. Die Karte.
    
    „Ich bin es wert", murmelte ich vor mich hin. Nichts geschah. Kein Aufkeuchen. Kein Energiestoß. Keine Posaunen von Jericho. Nur ein Stück Papier mit vier Worten.
    
    Schon wollte ich das Ding einfach wegwerfen und sämtliche Erinnerungen an die rothaarige Therapeutin unter der Rubrik „Seltsame Erfahrungen, wahrscheinlich ungefährlich und irrelevant" ablegen. Da rauschte ein Windstoß heran und blies das Laub über die Straße. Ich umklammerte die Karte. Der Gedanke, dass auch sie so weggeweht werden könnte, fühlte sich unerträglich ...
    ... an.
    
    Mit einem Seufzer stopfte ich das Ding in meine Jackentasche, zog die Schultern hoch, und stapfte in Richtung meines Hauses. Diese ganze Therapiegeschichte war doch ein einziger Hokuspokus! Das kam mir vor, als müsste ich eine Brücke konstruieren und würde dafür einen Bogen aufs Papier malen und unter beschwörenden Handbewegungen raunen: „Du bist standhaft! Du trägst 100 Tonnen! Du widerstehst der Witterung!"
    
    So ein Mumpitz. Aber was blieb mir übrig?
    
    ***
    
    Am Dienstagabend las ich zum ersten Mal seit langem wieder ein Buch. Zwischendurch blickte ich immer wieder auf die Karte, die auf dem Couchtisch lag und rezitierte „Ich bin es wert". Ich nahm sie mit zum Zähneputzen und legte sie auf den Nachttisch. „Ich bin es wert." Der Satz war das letzte, was ich sah, bevor das Licht erlosch.
    
    Nichts geschah. Weder in der Nacht noch am nächsten Morgen noch im Laufe des Mittwochs. Ich ging ins Büro und arbeitete. Hektik, Termindruck, Stress. Wie meistens in dem Ingenieurbüro, in dem ich angestellt war. Die Karte steckte zwar in der Hosentasche, doch ich dachte nur einmal an sie und zog sie kurz heraus. Nach kurzem Zögern rief ich Amazon auf, suchte nach „Psychologie - Familie - Beziehung - Partnerschaft - Schüchternheit" und klickte auf die ersten drei Bücher, die mir angeboten wurden, und die mehr als vier Sterne hatten. Ein wenig Weiterbildung konnte nichts schaden.
    
    Dann walzte wieder der Alltag darüber. Abends lag die Karte neben dem Herd, als ich mir ein Fertiggericht ...
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