1. Die Agentur 01


    Datum: 03.03.2023, Kategorien: BDSM

    ... begleiten. Nach dieser Szene sind Sie entweder fest angestellt - oder unser gemeinsamer Weg endet. In beiden Fällen erhalten Sie eine Prämie."
    
    Nun lagen offensichtlich alle Karten auf dem Tisch. Marie verstand nun, warum alles, was zu diesem Gespräch geführt hatte, so distanziert und förmlich gewesen war. Sie verstand den offiziellen Charakter und die vorhergegangene Geheimhaltungsvereinbarung. Ihr Exmann hatte, wenn er Geschäfte gemacht hatte, dieselbe Professionalität an den Tag gelegt. Immer dann, wenn es um viel Geld gegangen war, waren solche Vereinbarungen wichtig geworden. Sie erinnerte sich an das ein oder andere Geschäftsessen, wo sie im manchmal gewagten, öfters aufreizenden, aber immer stilvollen Abendkleid an der Seite ihres Mannes in edlen Restaurants gesessen hatte und parliert hatte. Sie hatte über Kunst gesprochen, über Nichtigkeiten, manchmal sogar über Fußball, wenn der Geschäftspartner ihres Mannes sich dafür interessierte. Sie hatte eine Kunst daraus gemacht, unverbindliche, charmante Gespräche zu führen. Das war der Wert gewesen, den sie für ihren Ehemann gehabt hatte:
    
    Die ablenkende Schönheit sein, die ...
    ... dafür sorgte, dass ein Glas Wein mehr getrunken wurde, als für ein Geschäftsessen gut war. Sie hatte diese Rolle durchaus genossen. Ihre Attraktivität hatte ihr Macht über die Situation verschafft, sie hatte sich gebraucht gefühlt. Je älter sie wurde, desto stilvoller kleidete sie sich bei diesen und ähnlichen Gelegenheiten. Sie wurde unnahbarer und damit begehrenswerter. Sie vermisste den bewunderten, fast hilflosen Blick der Männer, für die sie unerreichbar gewesen war, und auch den selbstzufriedenen Gesichtsausdruck, den ihr Mann so häufig hatte, wenn er sein Geschäft abgeschlossen hatte. Sie war für ihn eine Waffe gewesen, scharf im doppelten Wortsinne. Dass er sie nun nicht mehr brauchte, versetzte ihr einen scharfen Stich.
    
    Die Stille im Raum wurde immer länger, sie dehnte sich wie ein Kaugummi, und wie eine Kaugummiblase platzte die Stille abrupt auf, als Marie sagte: "Ich glaube, ich möchte nicht gehen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mich als Dame anstellen würden."
    
    "Großartig", gluckste ihr Gegenüber. "Dann wollen wir einmal rasch den langweiligen Papierkram erledigen - und dann steht Ihrer neuen Arbeit nichts mehr im Wege." 
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