1. Ihr erster Kuss kam nicht von ihm 02


    Datum: 09.09.2023, Kategorien: Erstes Mal

    Fortsetzung der fiktiven Geschichte aus Teil 1
    
    Ihr erster Kuss kam nicht von ihm (2)
    
    Aniela am folgenden Morgen
    
    Ani wachte auf. Ihre Gefühlswelt ähnelte im Moment einer Achterbahn. Seit gestern Abend war sie abwechselnd himmelhochjauchzend sowie dann wieder besorgt und unzufrieden. Das erste Mal war sie nicht froh gewesen, als die Nachbarin geklingelt hatte, weil sie einen Brief abgeben wollte. In der Zeit hatte sich nämlich Vroni aus dem Staub gemacht. Sie war rasch im Bad und dann in ihrem Bett verschwunden. Es sah so aus, als ob dies eine panische Reaktion auf die Ereignisse der vergangenen Nacht war, weil sie die Decke über ihren Kopf gezogen hatte und anscheinend schon schlief.
    
    Aniela hatte sich nicht getraut, Vroni am Sonntag aufzuwecken. Der Brief war für Ani gewesen und es ging um ihre Ausbildung. Es war eine Ankündigung für einen Wochenendlehrgang für Ani in Cloppenburg. Dort würde sie garantiert jemanden aus ihrer Gemeinde treffen, aus der sie stammte. Es hatte sie mit einer nicht rationalen Panik erfüllt, weil sie just in diesem Moment davon überzeugt war, dass man es ihr an der Nasenspitze ansehen würde, dass sie ihre Wohngenossin geküsst hatte. Es stand ihr sofort vor Augen, was dies an Reaktionen hervorrufen würde. Nicht nur für sie, sondern vor allen Dingen für Veronika. In ihren Augen waren die religiös bedingten Ansichten der Eltern von ihr ein Grenzfall in der Hinsicht auf eine Sekte. Die Vehemenz, mit der diese gleichgeschlechtliche Beziehungen ...
    ... als unnatürlich und sündig bezeichneten, war in ihren Augen nicht mehr normal. Gut, ihre eigene Oma war da nicht viel besser, aber die kannte es auch nicht anders.
    
    Gut eine Viertelstunde später hatte sie diese dumme Furcht abgeschüttelt, aber nun würde es eigenartig rüberkommen, wenn sie Veronika weckte nach dieser Zeit. Ani war dann wieder zuversichtlich, dass sie alles in die richtigen Bahnen steuern könne. Jedenfalls hatte sie die Absicht, dies am nächsten Morgen mit frischer Energie anzugehen.
    
    In ihren Träumen war es ähnlich kontrovers zugegangen. Sie konnte sich nicht mehr an alle Details erinnern, sondern nur noch an die gegensätzlichen Gefühle, die sie gehabt hatte im Traum. Abwechselnd war sie nun überzeugt, dass alles gut werden würde und dann wieder, dass sich Vroni nur vom Gang der Ereignisse hatte überfahren lassen und sie an diesem Morgen so tun würde, als ob sie sich an den gestrigen Abend nicht erinnern würde.
    
    Ja, sie hatte in diesen beiden Tagen viel Überraschendes erlebt. Sie hatte auch mehr über sich selbst gelernt, als sie erwartete hatte. Das Leben in Vechta war ganz anders als erwartet. Sie hatte nicht gedacht, dass das Leben in einer WG mit Veronika ihre Anschauungen über das Leben derart drastisch ändern würden.
    
    Sie hatte immer noch den Klang der Worte in ihren Ohren, dass sie attraktiv aussehen würde. Etwas was sie so nie in sich gesehen hatte. Sie hatte immer einen gewissen grollenden Respekt bei ihren Mitschülern erlebt, aber das war es ...
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