Berufserfahrung zahlt sich aus 06
Datum: 01.04.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... mittlerweile einen Bärenhunger.
„War's das dann soweit?", fragte ich. „Können wir endlich bestellen?"
„Nein und ja. Wagyu?"
„Hatte ich gestern erst.", antwortete ich grinsend.
„Dann zwei Tomahawks!", rief Jochen die Bestellung zum Kellner hinüber.
„Das war es noch nicht. Erst einmal ein paar Grundregeln: In der Öffentlichkeit darfst du hier nichts. Kein Alkohol. Kein Rumgemache. Keine Fotos von öffentlichen Gebäuden oder Menschen. Nicht einmal ein Kamel wird schief angeguckt. Nichts. Sonst gehst du sofort in den Bau und wirst bestenfalls ausgewiesen. Vor allem sind arabische Frauen ein absolutes Tabu. Nicht angucken, nicht ansprechen, nicht anfassen. Nichts. Kapiert?"
„Klar."
„Jetzt die gute Nachricht: Jede westliche oder slawische Frau, die du hier alleine auf der Straße oder in einer Hotelbar antriffst, ist eine Nutte. In Hotels und zu Hause darfst du Alkohol trinken. Geh nur nie angetrunken auf die Straße oder fass in der Öffentlichkeit eine Frau an. Never. Ever. Offiziell gibt es hier keine Prostitution. Hinter fest verschlossenen Türen ist aber alles möglich."
„Hört sich fair an."
Mittlerweile servierte man uns die riesigen, archaisch anmutenden, saftig-knusprigen Tomahawk Steaks an ihren langen Rippenknochen.
„Noch eine letzte Sache, dann fahren wir für den Nachtisch in meine Villa: Du baust in das Bankensystem eine Hintertür ein, von der außer uns beiden und den Auftraggebern keiner etwas weiß. Nächste Woche brauche ich ein Konzept ...
... dafür. In zirka einem Jahr wird man dich fragen, ob du die Seite hinter dieser Tür auch kennenlernen willst. Deine Entscheidung hat noch Zeit, da wird heute definitiv nichts unterschrieben. Überlege es dir gut, denn dann gibt es kein Zurück in die normale Arbeitswelt. Mit deiner Zusage unterschreibst du dann für mindestens sieben Jahre. Nach den sieben Jahren gehört die Villa dir, du bekommst unbefristeten Aufenthalt und gehst in Rente. Nicht schlecht für Mitte dreißig, was? Jetzt aber ab zum Nachtisch, da wartet eine kleine Überraschung auf dich..."
Nach etwa zwanzig Minuten erreichte unsere Limousine eine kleine Siedlung, die von einer hohen Mauer umgeben war. Ein Pförtner grüßte und öffnete uns das schwere Stahltor. Unser Chauffeur fuhr mit uns eine lange, schnurgerade Zufahrt hinunter. Rechts waren schneeweiße, zweigeschossige Villen zu sehen, die hinter Palmen herauslugten. Auf der linken Seite war außer Palmen nichts erkennbar.
„Hier ist der Westen unter sich. Nur Expats. Amerikaner und Europäer. Rechts leben Familien, links die Junggesellen. Rechts gibt es Spielplatz, Kindergarten und Schule, links viel Privatsphäre. Rechts gibt es ein Kindermädchen, damit Vati die Mutti ungestört knallen kann. Links gibt es ‚Hausmädchen'."
Wieder malte Jochen mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. Wir bogen links ab. Nun konnte man eingeschossige Bungalows erkennen, die sich hinter hohe Mauern duckten.
„Hier ist Privatsphäre alles, wie du sehen kannst. Absolut ...