Black Wedding - Kapitel 4
Datum: 07.10.2023,
Kategorien:
Schamsituation
Black Wedding
Kapitel 4
„Guck mal, wie du dich verändert hast! Krass!“
Es liegen jetzt eine Menge Fotos auf dem Couchtisch. Maria sieht einen Stapel durch. Jo schaut ihr dabei über die Schulter.
„Sylvester. Da war ich noch nicht mal ein Jahr mit Simon zusammen. Aber schau mal, du, wie süß!“
„Stimmt. Damals war ich noch niedlich.“
Jo streicht Maria über die Wange.
„Wir waren beide noch unschuldig und süß. War eine irre Party. Und natürlich mit einer echten Simon-Aktion.“
Die Sylvesterparty fand im Erlenweg statt. Sogar Mark beteiligte sich rege an den Vorbereitungen und Simon legte einen für alle anstrengenden Perfektionismus an den Tag. Dann war es so weit. Simon und Jo agierten als Gastgeberpaar für an die sechzig Gäste, beinahe die gesamte Dunkelszene der Stadt, aber auch ein paar Nachbarn und Simons Vater mit Freundin. Kurz nach Mitternacht, nachdem alle angestoßen hatten, bat Simon in der großen Diele, in der sich die meisten Gäste aufhielten, um Ruhe. Um ihn bildete sich ein freier Kreis, in den er Jo zog. Dann kniete er vor ihr nieder und fragte sie: "Josefine, du bist meine Prinzessin. Willst du auch meine Frau werden?". Erst Totenstille, dann ein Raunen unter den Gästen. Jo bekam weiche Knie. Sie hatten nie über das Heiraten oder weitreichende Zukunftspläne gesprochen. Bisher hatte sich immer alles von selbst ergeben. Und jetzt diese typische Simon-Aktion. Anstatt sie allein und in aller Stille zu fragen hier vor sechzig Leuten die ...
... Allesodernichtsfrage. Denn hieße ein 'Ich werde darüber nachdenken' nicht gleichzeitig, Simon vor allen zurückzuweisen? Andererseits: Noch nie war ihr Simon so nahe gewesen, hatte sich ihrer Entscheidung so ausgeliefert. Und wollte sie nicht wirklich ihr Leben, soweit sie das jetzt überblicken konnte, mit diesem Mann zusammen verbringen?
"Ja, du unverschämter Kerl", sagte sie, lauter als erwartet, und riesiger Beifall brach los.
Die Sylvesterparty führte nebenbei zu weiteren unerwarteten Wendungen. Bei Mark übernachtete immer öfter ein Mädchen. Zwei Wochen lang gaben sich Melly, Maria und Jo redlich Mühe, sie irgendwann einmal abzupassen, aber der schüchterne Mark war auch vorsichtig. Dann konnte Jo den Coup landen. Als sie aus dem Büro nach Hause kam wollte sich ein Mädchen vor der Haustür gerade zum Gehen wenden. Blitzschnell reagierte Jo: "Oh, Mark ist wohl noch nicht da? Macht nichts, komm mit rein, der kommt sicher gleich. Ich bin übrigens Jo, also eigentlich Josefine, aber alle nennen mich Jo. Habe ich dich nicht zu unserer Sylvesterparty gesehen?"
Und schon saß sie mit einem Becher Kaffee in der Hand in der Küche zwischen Maria, Melly und Jo. Auch wenn sie trotz subtilster Fragetechniken nicht viel mehr erfuhren, als dass es sich um eine Krankenschwester namens Rita handelte, fühlte diese sich offensichtlich wohl in der Gesellschaft. Als Mark später nach Hause kam, blieb ihm nichts übrig, als sich ebenfalls einen Kaffee zu nehmen und sich dazuzusetzen. Rita wurde recht ...