1. Eine Reise mit Hindernissen 9


    Datum: 06.04.2019, Kategorien: Hardcore,

    von Jaqueline_K
    
    Alter Sack
    
    Ich war wirklich gelaufen. Als ich auf die Straße trat, war es fast schon dunkel. Überall, wo ich hinsah, standen Zwielichte gestalten. Wenn ich hier auch nur kurz warten würde, wäre ich schneller in einer dunklen Ecke und würde das Opfer mehr als eines Mannes, als ich Hilfe schreien könnte. Wahrscheinlich würde das diese Typen hier sogar antörnen. Also rannte ich los. Ein kurzer Blick zum Himmel hatte mir gesagt, wo Norden war und ich nahm meine Beine in die Hand.
    
    Und auch wenn es jetzt im Nachhinein fast unwahrscheinlich klingt. Ich kam unbeschadete aus dem Viertel heraus, in das mich Antoni verschleppt hatte. Mir liefen im laufen die Tränen aus den Augen, als ich an ihn dachte. Ich hatte ihn wirklich geliebt und er hatte nur noch Hass für mich empfunden. Und er hatte mir dann so weh getan, wie noch kein andere Mensch in meinem Leben. Und zum ersten Mal in meinem Leben dachte ich an meinen Vater als jemanden, der mich nur hatte beschützen wollen. Ich war ja so dumm.
    
    Aber ich durfte mir keine Schwäche erlauben. Ich musste die Gedanken verdrängen. Ich war mitten in einem Fremden Land, hatte nichts dabei, mit dem ich beweisen konnte, wer ich war und ich hatte weder Geld noch anständige Klamotten. Bis darauf, dass ich gute Schuhe hatte mit denen ich sehr lange und gut laufen würde, war meine Situation zum verzweifeln. Das waren von hier aus gute 700 Kilometer durch die Schweiz und etwa 850 ohne Grenzen. Selbst wenn ich jeden Tag 16 ...
    ... stunden laufen würde, wäre ich Wochen unterwegs, ohne Essen und trinken.
    
    Ich war auf einem Feld zwischen zwei Vororten, als mich die Wucht dieser Erkenntnis voll traf. Plötzlich fühlte ich mich richtig alleine. Ich war vollkommen verlassen. Niemand war mehr bei mir. Und ohne Geld konnte ich noch nichtmal um Hilfe bitten. Eigentlich hätte ich schon heute bei Heidel anrufen müssen, aber auch das war mir nicht möglich. Würde sie direkt reagieren, wenn ich es nicht tat? Oder würde sie ein paar Tage warten und denken, dass ich es aus lauter verliebtheit vergessen hätte. Und selbst wenn sie nach mir suchen würde, wie sollte sie mich jetzt noch finden.
    
    Ich hatte ihr zwar die Adresse von Antoni gegeben, aber ich war ja nicht da. Jetzt wurde mir aber bewusst, dass ich ihr die Adresse eines Mafiosie gegeben hatte, der mich kaltblütig in eines seiner Bordelle gesteckt hatte und mir wurde übel. Ich musste an etwas Geld kommen, irgendwie. Ich musste sie davon abhalten, nach mir zu suchen, koste es was es wolle.
    
    Ich richtete mich auf und schaute mich um. Vor mir ragte in der Dunkelheit etwas auf, das mich an eine Kirche erinnerte. Ich ging darauf zu. Es war eine große Häuseranordnung, die Teilweise mit Gerüsten umstellt war und wie eine Klosteranlage wirkte. Es schien aber, als würde hier niemand mehr wohnen. Leise schlich ich umher, um niemanden zu wecken. Ich konnte mir vorstellen, dass auch solche Baustellen nachts bewacht würden und ich wollte in meinem Zustand keinem Wache ...
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