1. Die Schaufensterpuppe Kap. 13


    Datum: 16.01.2024, Kategorien: Fetisch

    ... einem unartikulierten »Hää?«, drehte ich mich zu ihr und las den Brief, den sie mir hin hielt.
    
    Der Brief war von einem der Anwälte verfasst, welche die Insolvenzverwaltung der Agentur übernommen hatten und eine Einladung an alle Puppen, zu einem Treffen. Dieses Treffen sollte in zwei Monaten stattfinden und eine ganze Woche dauern.
    
    »Und?«, fragte Julia und sah mich abwartend an.
    
    Auf dieses Treffen würde ich tatsächlich gerne gehen wollen und so nickte ich ihr zu.
    
    Am Abend, als Gertrud und Heike kamen, um uns die Versorgungseinheiten anzuschließen, berichteten wir den Beiden von den Briefen. Ich hatte Julia gebeten, meinen ebenfalls zu öffnen und festgestellt, daß es der gleiche Brief war. Gertrud und Heike dachten nicht lange nach und sagten uns, daß wir auf dieses Treffen gehen sollten. Doch dies war natürlich kein Grund, uns jetzt schon aus dem Schaufenster zu holen und so blieben wir noch zwei weitere Wochen in diesem Outfit stehen.
    
    In den zwei Wochen vor dem Treffen war ich nur gelegentlich im Laden, dann aber an der Kasse, um Erika, die wieder als Puppe im Schaufenster stand, dort zu vertreten. Die meiste Zeit verbrachte ich allerdings in unserer neuen Wohnung im Dachgeschoss. Diese Wohnung, welche sich über zwei Etagen erstreckte, war sehr gemütlich eingerichtet und Gertrud hatte im Wohnzimmer sogar eine Nische einbauen lassen, in der es für mich eine eigene Versorgungseinheit gab. In dieser stand ich oft, wenn sie Besuch hatte, als reines Dekoobjekt, ...
    ... aber auch schon mal mehrere Tage am Stück, wenn es Gertrud gefiel.
    
    Sie hatte auch ein richtiges Spielzimmer eingerichtet, in dem wir während dieser zwei Wochen oft spielten.
    
    Sie hatte für Julia und mich schon kurz nachdem wir die Briefe bekommen hatten, die Zugfahrt und ein Zimmer in einem Hotel für uns reserviert. Zwar hätten wir auch jemanden als Begleitperson mitbringen können, doch wir hatten beschlossen, daß Julia und ich alleine fahren würden. Einerseits, weil sowohl Heike als auch Gertrud Kunden hatten, deren Termine sie nicht verschieben konnten und andererseits sollten wir auch einmal raus kommen und alleine etwas unternehmen, wie Heike sich ausgedrückt hatte.
    
    »Ich bin noch nie Zug gefahren«, sagte Julia bereits zum dritten Mal. Dabei waren wir, außer mit der Straßenbahn, mit der wir zum Bahnhof gefahren waren, noch keinen Meter mit dem Zug gefahren.
    
    Wir saßen auf einer Bank auf dem Bahnsteig des Hauptbahnhofes und tranken den überteuerten Kaffee, den ich eben in der Bäckerei besorgt hatte.
    
    Gerade, als ich etwas sagen wollte, hörte ich das Geräusch des Zuges und stand gemütlich auf. Als Julia das bemerkte, sprang sie hektisch auf und lief den Bahnsteig entlang dem Zug entgegen.
    
    »Wo willst du denn hin?«, fragte ich und deutete auf die Markierungen an den Pfeilern, die anzeigten, daß wir uns bereits im richtigen Bereich befanden.
    
    Kurze Zeit später saßen wir im Zug in einem fast leeren Großraumabteil, in dem Gertrud uns zwei Sitzplätze reserviert ...
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