Wehe, wenn sie losgelassen...
Datum: 18.01.2024,
Kategorien:
Hausfrauen
... Neugier, Maries Überredungskunst oder der unausgesprochene Wunsch, wieder einmal auszugehen. Zu lange war sie nicht mehr auf einer Party gewesen, zu lange hatten die gemeinsamen Abende mit Andreas vor dem Fernseher geendet, während Yannick in seinem kleinen Gitterbett im Nebenzimmer schlief. Vielleicht hatte sie auch gedacht, sie könnte dort endlich einmal wieder über etwas anderes reden als kranke Menschen, Windeln und Kinderkrankheiten. Aber noch weniger war sie später dazu in der Lage, den Moment zu bestimmen, in dem ihr die Situation entglitten war.
2.
Es war tatsächlich eine protzige Villa im Süden der Stadt, dort wo die Millionärsdichte hoch war und die Autos nicht mehr auf der Straße standen, sondern hinter mannshohen Toren auf der Auffahrt oder gleich in der Doppelgarage.
Sie hatten sich vorher mit zwei anderen Frauen getroffen, die Marie kannte und über die sie überhaupt zu dieser Party eingeladen worden war.
»Was genau ist das für eine Party?«, hatte Sandra noch im Taxi gefragt, und Marie und ihre beiden Freundinnen, die aufgetakelt waren, als ginge es auf eine Promi-Party in einem Nachtclub, hatten gekichert.
»Du wirst schon sehen. Da sind interessante Männer, die gar nicht interessiert, was du tagsüber machst. Aber versprich uns eines: Rede nicht über Windeln und Impftermine. Das will hier niemand hören. Okay?«
Sandra hatte es fest versprochen, Marie hatte ihr die Brille abgenommen und den Lippenstift gezückt. Als sie aus dem Taxi stiegen, ...
... empfing sie ein lauer Sommerabend. Fackeln flackerten links und rechts vom Eingang. Durch die offene Tür hallte Musik. Die Villa war voller Menschen, cool, hip, gutaussehend. Sandra war noch nie auf einer solchen Party gewesen. Sie hatte Berichte darüber im Fernsehen gesehen, in den Promi-Nachrichten auf RTL2, wenn es um die Reichen und Schönen ging. Bachelor. Die Geissens. Millionär sucht...
Sie fühlte sich trotz des Lippenstifts und ihres von Marie geborgten Kleids wie ein hässliches Entlein, doch niemand schien es zu bemerken. Maries Freundinnen wurden von einem gutaussehenden südländischen Typen mit gepflegtem Dreitagebart und perfekt sitzendem Hemd begrüßt, stellten Marie und Sandra kurz vor und zogen die beiden dann zu einer im riesigen Wohnzimmer aufgebauten Bar.
Dort gab ihr ein freundlich lächelnder Mann ein wie ein Kelch geformtes Glas mit einer klaren Flüssigkeit darin, und als sie trank, schmeckte sie den Alkohol nicht. Ein letztes Mal dachte sie an Andreas, der in ihrer kleinen Wohnung auf Yannick aufpasste, während sie sich hier amüsierte.
Marie schien es zu bemerken, denn sie prostete ihr aufmunternd zu und flüsterte: »Ist okay, du hast es dir verdient. Genieß es einfach.«
Genießen. Es war einfacher gesagt als getan. Bei jedem Schritt über den Marmorfußboden musste sie an das schäbige Laminat in ihrer Wohnung denken. In jeder Sekunde, die sie in den riesigen Sofalandschaften saß, die größer waren als ihr Wohnzimmer, stellte sie sich Andreas vor und wie er ...