1. Yvette - Nur Ich


    Datum: 14.02.2024, Kategorien: Transen

    ... überkam, wenn ich über mein eigenes Verhalten nachdachte.
    
    Doch mittlerweile schien ich den Schmerz mehr zu lieben als alles andere, und das versetzte mich in einen Zustand, der nicht gut enden würde. Unabhängig davon, wie sehr ich mich gegen Therapeuten sträubte, war mir klar, dass ich Hilfe brauchte - und zwar so schnell wie möglich.
    
    "Sie benötigen eine Auszeit."
    
    Die Staffel meiner Show war vorbei und die nächste begann erst in drei Monaten mit einer großen Gala, die zur Eröffnung des Musikfestivals in Skagen geplant war. Es gab nur einige Termine, wie Auftritte bei Radiostationen und Interviews mit der Boulevardpresse, die ich absagen musste. Aber solche Unannehmlichkeiten konnte meine Assistentin Silvia für mich erledigen. Sie war prädestiniert für solche Aufgaben.
    
    "Sie benötigen eine Auszeit."
    
    In meinen Gedanken ging ich die verschiedenen Länder durch, die ich bereits beruflich besucht hatte. Dabei wurde mir klar, dass ich noch nie privat aus Dänemark herausgekommen war. Jeder meiner bisherigen Auslandsaufenthalte hatte beruflichen Zwecken gedient.
    
    Urlaub. Das war der Begriff, der mir in den Sinn kam. Aber Urlaub machte man immer zu zweit. Ich hatte noch nie von jemandem gehört, der allein verreiste. Zwei Personen waren ein Paar, drei Personen bildeten eine Familie. Doch ich war allein.
    
    Die Vorstellung fühlte sich seltsam an. Es war, als ob ich in einem Meer aus Paaren und Familien schwamm, während ich selbst isoliert und abgeschnitten von jeglicher ...
    ... Gesellschaft war. Der Gedanke daran verstärkte mein Gefühl der Einsamkeit und ließ mich zweifeln, ob ich wirklich in der Lage war, eine Auszeit zu nehmen.
    
    „Annika?", flüsterte ich in das Smartphone.
    
    „Yvette, schön, dass du dich meldest", vernahm ich die ruhige Stimme. „Woher hast du meinen Namen?"
    
    „Hören wir auf mit dem Nonsens. Wir kennen uns beide und gut ist."
    
    Es entstand eine längere Pause, die mich beinahe in den Wahnsinn trieb.
    
    „Meine Therapeutin meint, ich benötige Urlaub", fuhr ich leise fort. „Ich will nicht allein fahren. Begleitest du mich?"
    
    „Das ist schön, dass du dir Hilfe holst", erwiderte sie. „Wohin soll es denn gehen?"
    
    „Egal. Entscheide du."
    
    „Telefonieren ist nicht gerade deine Stärke", hörte ich das liebevolle Lachen.
    
    „Mach einen Vorschlag."
    
    „Wie wäre es mit Spanien?"
    
    „In Ordnung, ich lasse uns etwas buchen", erwiderte ich ohne Umschweife. „Ich melde mich bei dir."
    
    „Warst du das mit Jeremy Stonefield?"
    
    Ich drückte das Gespräch weg. Aus den Kontakten suchte ich Silvias Nummer heraus.
    
    „Ja?"
    
    „Ich will in Urlaub. Spanien. Irgendeine Insel. Such ein Hotel heraus, das direkt am Strand liegt. Keine Bruchbude, sondern etwas Exklusives, drei Wochen ab morgen. Hast du alles absagen können?"
    
    „Ja habe ich." Ich ließ sie nicht aussprechen.
    
    „Ich werde von Annika Raventlo begleitet. Also Doppelzimmer oder Suite."
    
    Das Gespräch beendete ich.
    
    Als Annika mit einem strahlenden Gesichtsausdruck zu mir auf die Dachterrasse ...
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