1. Die Mitte des Universums Ch. 130


    Datum: 09.03.2024, Kategorien: Erstes Mal

    ... schneller schlagen ließ und langsam von meiner ganzen Seele Besitz ergriff. Und dennoch schien Truc erleichtert, als der andere Herr seine Kopien kurz sortierte und sie dann in seine Aktenmappe packte. Nun brachte sie ihn noch zur Tür, und ich wartete darauf, dass sie den Schlüssel, der innen steckte, sogleich rumdrehen würde, was aber dem Kunden draußen sicher Spanisch vorgekommen wäre. Natürlich. So stand ich einfach von meinem ‚Wartestuhl' auf und bedeutete ihr, doch endlich ihre Maske abzunehmen, bevor ich mich an Nguyets Schreibtisch setzte und Truc fragte, wo die Schöne eigentlich war.
    
    „Frau Nguyet ist vorhin weg, zum Schnelltest ... sie fühlte sich nicht gut und, ja, sie hat Covid ... sie hat vor 'ner Stunde angerufen ..."
    
    Gab es hier im Büro ein Gespenst? Hatte ich irgendwo im Raum ein kurzes, leises Kichern gehört?
    
    „Ach," entfuhr es mir leicht übertrieben, doch dann fragte ich Truc erstmal, ob es das war, was draußen an der Tür angeschlagen stand.
    
    „Ja, da steht, dass wir von heute an sozusagen nur in Notbesetzung arbeiten ..."
    
    „Und die ‚Notbesetzung' bist natürlich Du ..." lachte ich.
    
    Truc nickte und brachte den Ordner, den sie sich vorhin geholt hatte, wieder zum Regal zurück, blieb aber dann neben ihrem Schreibtischstuhl erstmal stehen. Sie schob lachend mit beiden Händen ihr Haar nach hinten und richtete ihren Pferdeschwanz, währenddessen ihre Ellenbogen wie Doppel-Kanonen auf mich zeigten, errötete und lachte:
    
    „Ja, ich bin jetzt mindestens ...
    ... eine Woche allein hier ..."
    
    „Notbesetzung ... Notbesatzung ..." wiederholte ich noch einmal das leicht bekloppte Wort und versuchte mich dann leicht krampfhaft an einem unbeholfenen Kompliment: „Wenn die Notbesetzung so schön ist, wollte ich, dass sie für immer bliebe ..."
    
    Sie ging allerdings darauf nicht ein, sondern erbat sich stattdessen noch etwas Zeit:
    
    „Herr Ben, ich muss noch fünf Minuten etwas machen..." entschuldigte sie sich und setzte sich wieder.
    
    Da ich sie mir zwar besehen, aber nicht angaffen wollte, ging ich noch einmal nach draußen und paffte schnell noch eine, währenddessen ich mir überlegte, was wir aus dieser völlig neuen Situation machen konnten. Ich hatte mein Telefon nicht dabei; wahrscheinlich hatte mir Nguyet schon sechsmal geschrieben, dass es heute nichts werden würde mit unseren Ani, aber das war mir urplötzlich fast egal. Wahrscheinlich hatte sie mich auch schon wieder gewarnt, mit Truc nichts zu überstürzen. Egal. Musste Truc nun die ganze Arbeit allein machen und den ganzen Tag hierbleiben? Nun, ich würde sie gleich fragen, aber vorher zog ich noch einmal ordentlich an meiner Kippe und bemerkte, wie still es in der ganzen Gegend war und wie schnell mein Herz auf einmal schlug. Sollte ich, weil Nguyet nicht hier war, mich nicht aber besser einfach höflich zurückziehen, vielleicht unter einem Vorwand?
    
    Truc war ja erst 18, christlich, wahrscheinlich ziemlich unerfahren, und-so-weiter-und-so-fort ... gellten Nguyets Worte wieder in meinen ...
«1...345...18»