1. TABU (Überarbeitete Version)


    Datum: 18.03.2024, Kategorien: Erstes Mal

    ... Namensschildes einen freundschaftlichen Augenkontakt herzustellen und mir das dem jeweiligen Namen zugehörige Gesicht einzuprägen. Es wäre einfacher gewesen, ich hätte zu jedem Schüler ein Foto gemacht, allerdings wusste ich, dass man in solchen Fällen mit wütenden eMails einzelner Helikopter-Eltern rechnen musste, die hierin einen Angriff auf die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder witterten.
    
    Nachdem ich alle Schilder verteilt und mir einen Großteil der Gesichter mit ihren zugehörigen Namen gemerkt hatte, wandte ich mich zufrieden lächelnd an die Klasse. "Da wir also in dieser Klasse offensichtlich keinen Kevin und keine Chantall haben, startet das neue Schuljahr schon mal recht vielversprechend!"
    
    Wieder brach ein lautes Gelächter los und es dauerte eine ganze Weile, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Jeder schien einen Kevin oder eine Chantall zu kennen, über die sich jetzt erst einmal mit den jeweiligen Sitznachbarn ausgetauscht werden musste, ehe die Klasse mir wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte.
    
    "Also gut, dann kommen wir jetzt zu etwas Ernsterem" ergriff ich wieder das Wort. "Wer von euch hatte oder hat Probleme mit dem Fach Mathematik?"
    
    Fragend blickte ich in die Runde, registrierte jedoch keinerlei Handzeichen. Einige Schüler sahen aus dem Fenster oder an mir vorbei auf die Tafel, als hätten sie meine Frage überhört.
    
    "Gut, da sich niemand von euch angesprochen fühlt, darf ich also davon ausgehen, dass ihr alle im letzten Schuljahr eine eins, eine ...
    ... zwei oder wenigstens eine drei in Mathe hattet?"
    
    Betretenes Schweigen. Plötzlich meldete sich eine Schülerin zaghaft, indem sie ihren Ellenbogen unter dem Tisch gerade weit genug beugte, dass ihre Fingerspitze knapp über die Tischkante ragte.
    
    Ich blickte die Schülerin aufmunternd an und fragte sie, ob dies eine Meldung sein sollte. Verschämt blickte sie nach unten, nickte zaghaft mit dem Kopf und hob den Arm langsam so weit hoch, dass dies tatsächlich als echte Meldung zu interpretieren war. Nur wenige Augenblicke später ging der nächste Arm hoch, dann noch einer und noch einer, ehe schließlich ganze neun Schüler ihren Arm erhoben hatten. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich hatte schon die Befürchtung, es könnten am Ende mehr als Zwölf sein, die in Mathematik Probleme hatten.
    
    Zufrieden griff ich in meine Handtasche und zog den Stapel mit kleinen Bilderrähmchen hervor, in die ich am Abend zuvor die vierblättrigen Kleeblätter unter Glas eingelegt hatte. Jedem der neun Schüler, die sich gemeldet hatten, überreichte ich einen der Bilderrähmchen und wünschte ihnen viel Glück, dass es in diesem Schuljahr besser mit Mathe klappen würde. Ein unruhiges Gemurmel breitete sich unter den Schülern aus, dem ich entnehmen konnte, dass sie von meinem Einfall total begeistert waren. Die Schüler mit den Bilderrähmchen in der Hand blickten mich dankbar lächelnd an. Sie konnten sich nun auf jeden Fall darauf verlassen, dass es absolut nicht meine Absicht war, sie in Mathe fertig zu ...
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