In die Dunkelheit
Datum: 01.05.2024,
Kategorien:
BDSM
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"Es tut uns sehr Leid, aber wir haben uns leider für eine andere Bewerberin entscheiden." Lilly registrierte erst einige Zeit später, als das penetrante Tuten wieder in ihr Bewusstsein drang, dass sie das Telefon immer noch am Ohr hatte. Fast hätte sie es fallen gelassen, als sie wieder zu sich kam. Das darf doch nicht wahr sein. Selbst da bekam sie keinen Job.
Lilly stand auf, ging die drei Schritte, die ihr kleines, billiges Hotelzimmer ihr ermöglichten und holte ihr Portemonnaie aus dem Schrank. Auch nach mehrfachem Nachzählen wurde es nicht mehr. Sie besaß genau noch 36 Euro. Sie marschierte zurück ans Fenster und starrte auf den verdreckten Hinterhof hinter ihrem Hotel.
Endlich frei sein. Acht Tage war nun ihr achtzehnter Geburtstag her. Frei sein. Endlich weg aus diesem miefigen Spießbürgerhaus, in dem ihre langweilige Mama mit diesem unerträglichen neuen Kerl lebte. "So lange Du Deine Füße unter meine Tisch stellst, machst Du, was ich sage", hatte er sie angebrüllt. Ralf-Peter, sie hatte schon immer gedacht, ein Name, wie bestellt für diesen Rüpel. Einer seiner Lieblingssprüche. "Dann geh ich halt", hatte sie zurückgefaucht -- und sich gleich wieder eine eingefangen, dass sie längs über das Sofa flog. Dabei war er nur ihr Stiefvater, was hatte der miese Kerl ihr zu sagen, geschweige denn ihr bei jedem Anlass eine runterzuhauen. Und ihre Mutter saß daneben, schüttelte den Kopf und sagte, "Kind, was soll aus Dir werden, so ungezogen, was soll aus Dir ...
... werden."
Als ob es ihr nicht egal wäre, was aus ihr würde. Weg, das war alles was sie wollte. Nachdem sie ihre Ausbildung hingeschmissen hatte - Einzelhandels-Fachverkäuferin, so etwas langweiliges -- wurde es endgültig zur Hölle. Sie hatte sich geschworen, am 18. Geburtstag raus und weg. Frei sein. In die Stadt und ohne die Alten anfangen. Alles wird neu, alles wird schick.
Und nun saß sie hier, in diesem verranzten Hotel, dass sie noch nicht einmal bezahlen konnte. Lilly nahm ihr Wasserglas, öffnete die Tür zum Flur und ging hinaus. Jana bog gerade um die Ecke zum Treppenhaus. "Na, Süße, wie geht's?" fragte sie. Und sah dann, wie es Lilly ging, der sofort die Tränen in die Augen schossen. "Na komm, wie sieht es aus -- bist Du nachher da? Dann komm ich mal vorbei bei Dir." Lilly nickte nur und drückte sich schnell, bevor die Tränen flossen, an ihrer Nachbarin vorbei.
Du Idiot, schalt sie sich, als sie die Treppe hinunter marschierte. Hättest ja wenigstens "Danke" und "komm doch bitte" sagen können, ärgerte sie sich. Jana wohnte einige Zimmer weiter, zumindest manchmal. Jana war eine prachtvolle Frau, hatte sie gedacht, als sie sich das erste Mal begegneten. Eine wallende Mähne, immer top geschminkt, klasse Figur und immer schicke Klamotten an. Und Jana war der einzige Mensch, mit dem Lilly gesprochen hatte, seitdem sie in der Stadt war. Sie wusste gar nicht wie alt Jana eigentlich war, das sollte sie heute Abend mal fragen.
Lilly schlich zum Eiswürfelautomat, der ...