1. „Die Kunst braucht mehr nackte Männer - und Frauen!“ - von einem Multitalent, das auszog, um ausgezogen zu werden - Teil 2


    Datum: 26.04.2019, Kategorien: Kunst,

    ... gesellte sich zu seiner Frau und mir. Die beiden nahmen vor mir Aufstellung und dann sagte Herr Graf in gespielt würdevollem Ton: „Künstler Michael, meine holde Gattin, Gräfin Tanja, und ich, Graf Roland, erklären uns hiermit bereit, dich als unseren Diener an unserem Hof aufzunehmen. Bist du dir dieser Würde bewusst?“
    
    „Diener?“, fragte ich erstaunt. Und nachdem mich Frau Graf bittend ansah, beschloss ich, diesen etwas seltsamen Spaß mitzumachen. „Verzeihung, Herr Graf, ich bin mir der Würde bewusst, Euer Diener sein zu dürfen.“
    
    „Dann trifft sich ja alles zum Besten“, fuhr der Agentur-Chef fort. „Und nun: Knie vor deiner Herrin und deinem Herrn nieder!“
    
    Ich tat, wie geheißen. Den nächsten Teil dieser seltsamen Aufnahmezeremonie, oder wie immer man das nennen will, übernahm Frau Graf:
    
    „Diener Michael, sprich mir nach!“, sagte sie ebenso übertrieben feierlich wie ihr Mann und faltete ein Blatt Papier auseinander. Dann begann sie vorzulesen: „Ich, Michael, gelobe, meiner Herrin und meinem Herren treu und gehorsam zu dienen.“ Ich sprach das nicht ganz so feierlich nach. Frau Graf fuhr fort: „Die Wünsche meiner Herrin und meines Herren sind mir Befehl, und ich werde sie mit Freuden erfüllen.“
    
    Wieder machte ich den Papagei.
    
    „Ich werde meine Herrin und meinen Herren von nun an mit 'Euer Durchlaucht' anreden.“ Naja, wenn es ihnen Spaß macht … also sprach ich auch das nach.
    
    „Nachdem du dies alles gelobt hast, Diener Michael, gib uns ein Zeichen deiner ...
    ... Demut!“
    
    Ein Zeichen meiner Demut? Was meinte sie damit? War es nicht demütig genug, dass ich hier vor den beiden kniete und mich praktisch zum Leibeigenen erklärte? Die beiden Grafens sahen mich auffordernd an, und angesichts meiner Erlebnisse vom Vortag fiel mir auf die Schnelle nichts anderes ein, als noch eine Etage tiefer zu gehen und erst die Pumps der Gräfin und dann die vermutlich handgenähten Budapester des Grafen zu küssen. Die Grafens ließen es geschehen, woraus ich schloss, das sie so etwas in der Art von mir erwartet hatten.
    
    Es klingelte an der Haustür.
    
    „Ich gehe öffnen, und du Diener bleibst liegen!“, sagte der Hausherr, der nun wohl auch mein Herr war, und verschwand aus dem Raum.
    
    „Das ist die Fotografin“, erklärte die Haus-Herrin.
    
    „Sollte ich da nicht besser aufstehen?“, fragte ich vorsichtig.
    
    „Auf keinen Fall!“, bestimmte Frau Graf, also blieb ich liegen und harrte der Ereignisse, die da (von oben) auf mich zukommen würden.
    
    Herr Graf kam mit einer molligen, etwa dreißigjährigen Frau zurück. Sie trug Bluse, Faltenrock und dunkelbraune Wildlederpumps.
    
    „Komm herein, liebe Mona“, flötete der Hausherr. „Dein Objekt ist auch schon hier. Es liegt dir quasi zu Füßen.“
    
    Die Gastgeber und die mollige Frau lachten amüsiert. Frau Graf forderte die Fotografin auf, näher zu treten – ganz nah -, und schon küsste ich ein weiteres paar Schuhe. Dann wurde mir erlaubt, aufzustehen. Herr Graf verteilte die vier Sektkelche – allerdings ungleich: der Fotografin ...
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