1. Am Berg


    Datum: 09.06.2024, Kategorien: Romantisch

    ... nur im besten Alter, sondern auch noch gut trainiert.
    
    Es war nicht die erste Wanderung dieser Art, nachdem Christine und ich vor drei, vier Jahren das Bergwandern als sehr schöne Ergänzung zu unseren sonstigen sportlichen Aktivitäten entdeckt hatten. Zugegeben, wir waren Sommer- und Schönwetterwanderer, aber dafür trauten wir uns an Strecken und Höhen, die die meisten anderen in unserem Alter als zu anstrengend eingestuft hätten. Christine ist drei Jahre jünger als ich, ihr 40. Geburtstag liegt aber auch schon eine geraume Weile, sprich ein paar Jahre, zurück. Im Gegensatz zu Christine war ich noch nicht bereit zum Loslaufen, mein Wandernavigationsgerät suchte noch nach verfügbaren Satelliten. Die Vorbereitung solcher Wanderungen oblag mir, Christine vertraute mir da. Was nur ein anderer Ausdruck dafür ist, dass sie sich mit dieser Vorbereitung nicht beschäftigen möchte. Dafür suchte sie nette Unterkünfte, Zimmer in Hotel und Pensionen oder auch ein modernes Appartement wie in diesem Urlaub. Nun war die Verbindung vorhanden und das Navi hatte unseren Standpunkt gefunden. Die heutige Route suchte ich mit Hilfe entsprechender Internetseiten, kombiniert mit den Online-Funktionen dieser technischen Spielerei. Die Wanderzeit sollte rund fünf Stunden betragen, die Höhenmeter würden insgesamt bei 1.200 liegen und die Gesamtstrecke bei 18 Kilometern.
    
    Christines Ungeduld war sprichwörtlich und so lief sie los. Aufrecht, die Hände an den Trageriemen des Rucksacks, mit für eine ...
    ... Frau langen Schritten. Sehr sexy, sehr zielstrebig. Nur in die falsche Richtung. Was mir nicht sofort auffiel, weswegen sie 50, 60 Meter entfernt war, als ich es bemerkte. "Schatz!" rief ich erst zu leise, dann deutlich lauter. "Schatz!" Die eine Silbe schien zu wenig zu sein, damit sie mich hörte oder registrierte. "Chris - ti - ne!!!" rief ich dreisilbig und in dieser leisen Umgebung deutlich vernehmbar. Fast schien es mir, als hallte ein Echo von den umliegenden Dreitausendern zurück. Was physikalisch unmöglich war. Sie blieb abrupt stehen und drehte sich um. Weil ich nicht mehr schreien wollte, zeigte ich mit einem Arm in die entgegengesetzte Richtung. Ihren Gesichtsausdruck konnte ich nicht ganz genau sehen, wusste aber, dass er irgendwo zwischen gleichgültig und genervt lag. Und das war eine weite Spanne, die viel Raum für unterschiedliche Mimik ließ.
    
    Und so kam meine schöne Gattin, ein bisschen zu sehr stapfend, wieder die kurze Strecke zu mir zurück. "Wehe", sagte sie, fast angekommen, "wenn es jetzt doch der richtige Weg gewesen ist." "Es ist der richtige Weg ..." begann ich, um ganz schnell fortzufahren: "... aber die falsche Richtung. - Es ist halt ein Rundwanderweg." erklärte ich. "Und warum war dann die Richtung, in die ich gegangen bin, falsch?" fragte sie, ein bisschen zu gereizt angesichts der wenigen unnötigen Schritte. "Von falsch, habe ich nichts gesagt" erwiderte ich, "aber es wird empfohlen, den Weg in umgekehrter Richtung zu laufen. Aus verschiedenen ...
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