Die Göttin des Nylons
Datum: 07.05.2019,
Kategorien:
Fetisch
... Zögern.
„Pass auf", sagte er schnell, bevor ihn der Mut verließ. „Was hältst du davon: Du kommst am kommenden Samstag zu mir. Da habe ich frei und kann mir Zeit nehmen. Phil ist da mit Freunden unterwegs, soweit ich weiß. Ich gebe dir ein paar von den Sachen, und du probierst das in Ruhe aus. Erst alleine vor dem Spiegel. Und wenn du willst, dann kommst du raus und zeigst es mir."
„Oh, Roland", flüsterte sie ergriffen. „Das wäre so... danke! Danke!"
„Für dich gerne." Er grinste gegen die Decke. „Du kannst ja vielleicht schon zu Hause mal üben, mit dem, was du hast. Oh, und am Samstag ziehst du am besten das heißeste Outfit an, das dein Schrank hergibt. Nur so als Ausgangspunkt."
„Also gut. Am Samstag. Das kann ich einrichten. Äh -- zehn Uhr?"
„Zehn Uhr ist gut."
„Super. Dann bis Samstag. Ciao, Roland."
„Ciao."
Er ließ das Sprechteil sinken und lachte auf. Das hätte er nicht für möglich gehalten. Fast beschämte ihn ihr unbedingtes Vertrauen ein wenig. Das würde er natürlich niemals ausnutzen. Aber ein wenig Zucker für die Augen? Wer konnte dazu schon Nein sagen?
Die Tür ging auf. Phil schlurfte herein und in die angrenzende Küche. Er zog sich eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank.
„Mit wem hast du denn telefoniert?", fragte er.
„Ach, nur eine Bekannte." Roland warf sich in das Sofa und achtete auf einen neutralen Gesichtsausdruck.
„Aha."
Phil ging. Roland startete den nächstbesten Film bei Netflix. Doch davon bekam er ohnehin ...
... nichts mit. Vor seinem inneren Auge lief ein ganz anderer Streifen.
***
Am Samstag kurz vor zehn tigerte Roland so aufgekratzt durch das Haus, als hätte er gerade den Weltrekord im Koffein-Konsum gebrochen. Zum tausendsten Mal kontrollierte er die Auswahl an Damenunterwäsche, die er aus den Beständen herausgesucht hatte. Erst ein paar eher züchtige Exemplare. Dann... auch andere.
Beim Stöbern in den Schränken hatte er noch eine Menge anderer Kleidungsstücke von Line gefunden. Das hatte ihn auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle geschickt. Ständig wechselten sich nostalgische Wärme mit Verlustgefühlen, Herzschmerz und Ärger.
Line! Die Frau seines Lebens. Und er der Mann ihres Lebens. Das dachte er zumindest, und sie wohl auch. Bis sie sich vor drei Jahren auf einem Kongress Hals über Kopf in einen Typen aus Berlin verliebte und dahinterkam, dass das traute Familienleben sie nicht ausfüllte, sondern einsperrte. Sie dachte eine Woche darüber nach, dann erklärte sie ihrem Mann und ihrem sechzehnjährigen Sohn, dass sie jetzt ohne sie auskommen müssten, und zog in die Hauptstadt.
Das hatte ihn ziemlich aus der Bahn geworfen, wenn er ehrlich war. Anfangs hatte er versucht, das als die große Freiheit zu nehmen. Doch seine besten Zeiten auf der Piste waren wohl vorbei. Er kam sich saublöd vor, wenn er in einer Kneipe oder einer Party eine Frau anquatschte. Und vor Tinder und Konsorten hatte er so seine Vorbehalte.
Er hatte zwei, drei Termine mit Escort Ladys gemacht. ...