Ungewöhnliche Orte der Lust
Datum: 10.11.2024,
Kategorien:
Sonstige,
... betrachtet konnte ich erkennen, dass sie stilecht einen kleinen Tornister auf dem Rücken trug. Mit auffällig wackelndem Hintern ging sie in mein Wohnzimmer und stand dort unsicher herum, bis ich hinter ihr eintrat. "Setz dich doch!", meinte ich und zeigte auf das Sofa, dass an einer Wand stand. Hier ließ sie sich langsam nieder, blieb dabei auf der Kante mit stocksteifem, geraden Rücken sitzen, winkelte dabei die Beine ab und sah mir neugierig entgegen.
"Wie heißt du denn?", fragte ich sie, als ich mich ihr gegenüber in einen Sessel setzte und sie betrachtete.
"Mai Ling!", erklärte sie und ich nickte ihr zu.
"Nun Mai Ling, wofür brauchst du Nachhilfe?", fragte ich sie und ging damit auf ihr Spiel ein. Mir war es schnell klar geworden, dass sie eine Rolle spielte und die wollte ich gerne mit Leben füllen. "Muttel hat sagt, ich soll lernen Klaviel spielen!"
Ich hatte Patrizia irgendwann gesagt, dass ich mir vor Jahren einen Synthesizer gekauft hatte und gelegentlich darauf klimperte, eher daran interessiert war, Töne zu verändern. Wirklich spielen konnte ich es nicht, bis auf einige Grundübungen, wusste, wie man die Klaviatur bediente, die Finger auf die Tasten legte. Noten konnte ich auch lesen, mehr nicht. Gelernt hatte ich es als Kind, als meine Eltern davon überzeugt waren, dass ich unbedingt ein Instrument lernen sollte. Eine Blockflöte hatte mir nicht gereicht, es musste etwas Größeres sein. Vielleicht war ich davon ausgegangen, dass mein Wunsch sie davon ...
... abbringen würde, mich damit zu quälen. Zu meiner Überraschung kauften sie mir ein Key-Board. An die Möglichkeit hatte ich nicht gedacht. Zum Glück bewegte es meine Eltern schnell, die Stunden für mich zu beenden. Mein Übungsfleiß ließ zu wünschen übrig.
Jetzt stand ein weitaus aufwendigeres Gerät bei mir im Wohnzimmer und fristete ein trauriges Dasein.
Vor dem Instrument stand eine Klavierbank, die ich auf einem Flohmarkt günstig geschossen hatte. Wenn schon, sollte es stilecht sein. Ich sah herüber und musste innerlich lächeln.
"Gut. Am besten wird es sein, dass du mir zuerst zeigst, was du bereits kannst!", meinte ich, stand auf, schaltete das Gerät ein und bat Pia, alias Mai Ling darum, sich zu setzen.
Sie stand auf, kam mit trippelnden Schritten herüber und nahm auf der Bank platz, ohne ihren Tornister abzulegen. Stattdessen legte sie ihre Finger auf die Tastatur und drückte sie vorsichtig herunter. Zu meiner Überraschung konnte Pia spielen. Es klang abgehackt, mechanisch ohne Gefühl, dazu war selbst für mich deutlich zu hören, wenn sie sich vergriff. Ob sie es extra einbaute, konnte ich nicht erkennen. Beide verzogen wir unsere Gesichter, wenn sie die falsche Taste erwischte und es schräg klang. Auch wenn ich das Stück nicht kannte, war es deutlich zu hören.
Nach wenigen Takten hörte Pia auf und ihr Kopf sackte nach unten. Ein weinerliches Geräusch war zu hören und ihr Körper schüttelte sich unter dem Schluchzen.
"Ich welde es nie schaffen!", flennte sie ...