1. Insel der Scham - die Botschaftseröffnung Teil 1


    Datum: 15.11.2024, Kategorien: Insel der Scham,

    ... zum Telefon, tippte die Nummer ein, und legte nach längerem Warten wieder auf.
    
    „Der Botschaftssekretär ist nicht zu erreichen. Ich werde es in fünf Minuten nochmal versuchen. Darf ich Sie bitten, sich noch einen Moment zu setzen. Ich werde Ihnen solange eine Tasse Kaffee servieren.“
    
    Erika Behmkamp war dankbar für die kleine unerwartete Kaffeepause. An diesem hektischen Morgen hatte sie bis jetzt dafür noch keine Zeit gehabt.
    
    Nach dem ersten Schluck richtete sich ihr Blick wieder auf das Regal mit den Bastkörben.
    
    „Die sind ja schön. Ist das Handarbeit?“
    
    Wieder stockte der Wachmann in dieser leicht steifen Haltung. Wie ein Kind, das sein Gedicht aufsagte, stand er da.
    
    „Das Materiral dieser Körbe entstammt den getrockneten Blättern des Kulboa Baums. Die gefachten Streifen werden in Handarbeit in traditioneller Halbkreuzüberlappung verflochten.“
    
    Was hatte Andreas Gütmer nicht alles für diese neue Aufgabe lernen müssen. Geschichte, Kultur und Geografie Sulmavis, Gesetze und Rechtsvorschriften, korrektes Auftreten und nicht zuletzt auch diese vielen Sprachreglungen, die er auswendig lernen musste.
    
    So viel, wie für den Vorbereitungskurs, hatte er in seiner ganzen Schulzeit nicht gepaukt. Über alles musste er schriftliche Prüfungen ablegen.
    
    Nach über sieben Monaten zuverlässigen Nachtdienst als Sicherheitsmann in den regionalen S-Bahnen hatte sich Andreas Gütmer das Vertrauen seines Chefs erarbeitet, so dass er neben anderen Kollegen für den neuen Auftrag ...
    ... ausgesucht worden war.
    
    Durch den Wachvertrag mit der Sulmavischen Botschaft erhoffte sich die K.B.Hemmer Security KG eine erhebliche Ausweitung ihres Geschäftsbereichs. Nun hing alles vom Auftreten der ausgesuchten Firmenangestellten ab, der gefühlte Druck war groß.
    
    „Und wozu dienen diese Körbe?“
    
    Der Wachmann schluckte. Nun war es soweit.
    
    „Sie dienen zur Aufbewahrung der Kleidung unserer weiblichen Besucherinnen.“
    
    Die Anwältin schaute verwundert.
    
    „Sie meinen die Mäntel?“
    
    Es folgte ein weiteres deutlich hörbares Schlucken.
    
    „Nein, die gesamte Kleidung.“
    
    „Bitte?! Wenn Sie anzüglich werden, kann ich ihnen eine Menge Ärger bescheren!“
    
    Der Wachmann errötete.
    
    „Sie haben mich gefragt. Und ich habe Ihnen gesagt, wie es ist. Was soll ich denn sonst machen?“
    
    Das zornige Gesicht der jungen Frau zeigte ihm, dass seine diplomatische Feuerprobe gründlich gescheitert war.
    
    Ein hereinstürzender Handwerker rettete ihm die Situation.
    
    „Morgen Meister, ich soll hier die zwei Schilder anbringen.“
    
    Andreas Gütmer zeigte auf eine freie Stelle an der Wand.
    
    „Bitte hier links neben der Tür zum Botschaftsgarten.“
    
    Als der Handwerker die Punkte für die Bohrlöcher anzeichnete wurde der Text der Schilder sichtbar.
    
    „Der Bereich jenseits dieser Tür darf von unseren weiblichen Besucherinnen mit Ausnahme des Schuhwerks nur im vollständig unbekleideten Zustand betreten werden. Wir danken für ihren Respekt gegenüber unseren Traditionen und Gesetzen.“ Das andere ...
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