1. Scheherazade 01


    Datum: 08.12.2024, Kategorien: BDSM

    Scheherazade 01
    
    Zu jedem Fest, zu jedem Schmaus gehört im Orient ein Märchenerzähler. Auch hier, beim Geburtstagsfest für Sonja und dem Jubiläum des Wüstenforts war einer zugegen. Er begann:
    
    Viele Geschichten aus Tausend und eine Nacht habe ich Euch schon erzählt. Ihr wisst sicher auch, wie die Geschichten entstanden sind.
    
    Scheherban war König in Indien und China, sein Bruder Schahzeman war König in Persien. Beide Könige, die bis dahin weise und milde regierten und daher beim Volk beliebt und verehrt waren, wurden von ihren Frauen mit schwarzen Sklaven betrogen. Um sich abzulenken unternahmen sie gemeinsam eine Reise, bei der sie zur Erkenntnis gelangten, dass niemand und nichts Weiber davon abhalten konnte ihren Herren untreu zu sein. Selbst ein Geist, der sein Mädchen, das er allerdings durch Raub gewonnen hatte, in einen gläsernen Behälter mit vielen Schlössern sperrte, konnte eine hundertfache Untreue der so Eingeschlossenen nicht verhindern. Resigniert beschlossen sie, nie wieder zu heiraten und kehrten in ihre Reiche zurück.
    
    Scheherban regierte weiterhin weise und gerecht, aber Frauen waren für ihn nur mehr Spielzeug für seine grausamen Gelüste, denen er jede Nacht frönte. Sein Wesir musste ihm allabendlich ein schönes Mädchen zuführen, an dem er seinen Zorn, seine Wut, seine Verachtung abreagieren konnte. Am darauf folgenden Morgen musste der Wesir das Mädchen abschlachten, wenn es noch lebte.
    
    Ihr könnt Euch denken, wie entsetzt der Wesir war, als ...
    ... seine ältere Tochter Scheherazade von ihm verlangte, am folgenden Abend dem König zugeführt zu werden, um dieser grausamen Mordserie ein Ende zu bereiten. Er erzählte ihr eine Schauergeschichte nach der anderen, irgendwo her musste Scheherazade ja ihr Talent wohl gehabt haben, um sie von ihrem Entschluss abzubringen. Erfreulicherweise vergebens, wie wir alle wissen. Unter diesen Märchen war auch jenes von dem Kaufmann.
    
    „Erzähle! Erzähle!“ forderten die Schmausenden.
    
    Der Wesir erzählte seiner Tochter Scheherazade:
    
    Es war ein Mal ein reicher Kaufmann, der wohnte auf dem Lande und beschäftigte sich mit Ackerbau. Er kannte die Sprache aller Tiere, aber es war über ihn beschlossen, dass er sogleich sterben müsse, wenn er dieses Geheimnis jemandem verriete. Obwohl er also die Sprache der Tiere und Vögel verstand, so durfte er doch niemandem etwas davon erzählen.
    
    Eines Tages hörte er ein Gespräch zwischen dem listigen Esel und dem dummen Ochsen an und musste darüber herzlich lachen. Da fragte ihn seine Frau:
    
    „Warum lachst Du? Spottest Du etwa über mich?“ Er sagte:
    
    „Nein!“
    
    „So sage mir, warum Du lachst!“
    
    „Ich kann es Dir nicht sagen, denn ich muss ein Unglück befürchten, wenn ich ausplaudere, was die Tiere in ihrer Sprache reden.“
    
    „Bei Allah, Du lügst!“, antwortete sie darauf, „Das ist nur eine Ausrede. Bei dem Herrn des Himmels, wenn Du es mir nicht sagst, bleibe ich keinen Augenblick mehr bei Dir!“ Sie ging ins Haus und weinte bis zum anderen Morgen. Der ...
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