1. Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 4 – Die Einladung


    Datum: 17.12.2024, Kategorien: Schamsituation

    ... und Abtrocknen – ohne dabei die schöne Frisur wieder kaputt zu machen. Nadine drängelte nun, rief alle zusammen, griff sich einfach den Kimono, den Slip und die nicht minder hochhackigen Schuhe, die sie für Inês vorgesehen hatte, und trieb alle zum Wagen. York hatte diesen schon aus der Garage gefahren und wartete in der Auffahrt. Inês trug das Geschenk, eine Kiste besten Rotweins, so groß und schwer, so dass sie nicht mal eine Hand zum Gruße der anderen Nachbarn frei hatte, die gerade das Haus nebenan verließen. Zu dritt saßen sie dann hinten, zwei süße herausgeputzte Mädchen, fünf und drei Jahre alt, in Festtagskleidern, und dazwischen ihre neunzehnjährige Freundin, das Familienmädchen, wie man sie anderen gern vorstellte, sehr groß und sehr schlank, sehr hübsch und sehr gebräunt - und sehr nackt. Die Fahrt sollte nicht lange dauern, und so mühte sich Inês in den Häkel-Kimono, eingequetscht zwischen zwei Kindersitzen. Als Nadine ihr den Slip reichte, hielt ihn sich Inês vor die Augen und schaute hindurch.
    
    „Das ist der durchsichtige, Nadine.“ Sie sagte das mit einer Spur von Resignation, denn so etwas Ähnliches hatte sie befürchtet.
    
    „Der ist nicht durchsichtig, Süße.“
    
    Inês hielt ihn Sara vor die Nase. „Siehst Du was?“
    
    „Ja, Dich.“
    
    Tief durchatmend zog Inês den Slip an. Erkennbar unterschied sich das strahlende Weiß der Bänder von dem etwas blasseren des Stoffdreiecks dazwischen. Gut, irgendwas dazwischen, sagte sich Inês, es wäre auch noch durchsichtiger ...
    ... gegangen. Oder sogar ouvert.
    
    Sie waren da. Das hatte keine drei Minuten gedauert. Inês schaute nach draußen – und stutzte. Sogleich darauf fiel ihr die Kinnlade herunter. Das war das Haus von Niklas! - Parkten sie nur zufällig hier – oder wollten sie etwa…?
    
    Links und rechts hoben die Eltern schon die Kinder aus dem Wagen, Inês kletterte über die Kindersitze hinweg hinterher. Sie musste noch in ihre Schuhe steigen, da hörte sie schon großes Hallo und lautes Rufen, quer über die Einfahrt und den Vorgarten. Aus genau diesem Haus, das sie so gut kannte. Die beiden Mädchen rannten schon darauf zu, die Eingangstreppe hoch, wo sie eine Frau mittleren Alters hochhob und hin und her schwang, beide nahezu gleichzeitig. Inês richtete sich auf, den zweiten Schuh noch in der Hand, und starrte ungläubig auf das Ganze. Nadine und York standen neben ihr und warteten darauf, dass sie fertig werde.
    
    „Was… Wer…“ stammelte Inês. Aber dann sprach sie nicht weiter. Die Frau hatte die Kinder abgesetzt und schaute zu ihnen hinüber. - Das ist doch – Sylvia Pröschl! Inês blieb fast das Herz stehen. Und daneben stand – Cäcilia! Und, jetzt konnte sie einen Haarschopf sehen, der nur einem gehören konnte. Niklas.
    
    Es begann in ihren Ohren zu rauschen. Die Pröschl!
    
    Ihre
    
    Hochschulkanzlerin! Bei der sie sich vor ein paar Wochen persönlich vorgestellt hatte, als es um einen Job an der H:S ging. Wobei sie damals so aufgeregt war, dass sie kaum ein Wort herausbekommen hatte, und sich immer noch dafür ...
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