1. Zeit fürs Wesentliche


    Datum: 18.05.2019, Kategorien: Sex bei der Arbeit,

    ... mit Ihnen übers Älterwerden als mit meinen Kollegen über NFC und passive HF-RFID-Tags."
    
    "Arbeiten Sie in der Lakritzindustrie?"
    
    "Nein, in der IT-Branche, wie alle anderen hier. NFC steht für Near Field Communication. Wieso fragen Sie?"
    
    "Weil Sie Süßholz raspeln. Ich dachte, das wäre Teil Ihres Berufs."
    
    Er grinste, goss sich ebenfalls Kaffee ein und hob seine Tasse. "Prost!"
    
    "Worauf trinken wir?"
    
    "Auf unsere gemeinsame Leidenschaft für schlechte Witze."
    
    Sie setzte eine gespielt-gekränkte Miene auf. "Das war mein bester, junger Mann."
    
    "Umso besser. Dann freu ich mich schon auf die anderen."
    
    Marta stellte ihre Tasse ab und schaute auf die Uhr. "Wir müssen. Es würde meine Glaubwürdigkeit untergraben, wenn ausgerechnet die Trainerin, die behauptet, dass Pünktlichkeit Respekt vor der Zeit der anderen bedeutet, sich verspätet."
    
    "Sie sind eine spannende Frau", sagte er und ging.
    
    Das Blut schoss ihr in den Kopf. Sie sind eine großartige Trainerin, das hatte sie schon öfter gehört. Du bist eine tolle Freundin. Eine gute Mutter. Eine liebenswerte Nachbarin. Eine treue Kundin. Marta hatte immer öfter das Gefühl, als Frau von den Männern nicht mehr wahrgenommen zu werden, mit jedem Jahr ein Stück unsichtbarer zu werden. Und jetzt sagte ihr dieser lausbübische junge Mann, dass sie eine spannende Frau war.
    
    "Wenn alle bequem sitzen, lade ich Sie ein, aufzustehen", kündigte sie eine Aktivierungsübung an. Sie strengte sich an, nicht in Mats Richtung zu ...
    ... schauen, was sich allerdings als schwierig erwies, weil er genau ihr gegenüber Platz genommen hatte.
    
    *
    
    "Die Übung heißt éMein Knie‘", verkündete Marta. Ein blonder, sonnengebräunter Surferschnösel, den das Leben reich beschenkt hatte, wenn man auf blonde, sonnengebräunte Surferschnösel stand, murrte missfällig. "Ah, Sie kennen das Spiel schon?", fragte Marta und merkte zu Ihrem Entsetzen, dass die aufregende Unsicherheit, die Mats ihr eingepflanzt hatte, zu allem Unglück auch auf ihren Umgang mit dem Rest der Gruppe abfärbte. Der Schnösel winkte ab: "Wer nicht?", sagte er und grinste zu seinem Nachbarn. Natürlich waren seine Zähne makellos weiß und so glatt wie seine Haut.
    
    Marta war drauf und dran, eine Änderung in ihrem Programm vorzunehmen. Sie sah zu Mats. Ihre Blicke verschmolzen, sein Gesicht war ausdruckslos. Zwar schoss ihr erneut das Blut bis unter die Haarspitzen, doch sie hielt den Blick aus. Ihr schwammen die Felle davon, sie hatte einen Blackout. Und sonderbar: Später, als das Seminar vorbei war, kam ihr wieder die Zeit in den Sinn. Wie unterschiedlich langsam oder schnell sie doch verstreichen oder verfliegen kann. Wenn sie an die Situation zurückdachte, meinte sie, es müssten mehrere Minuten vergangen sein. Aber Mats versicherte ihr, es war nur der Bruchteil einer Sekunde, in dem sie ihn hilflos ansah und er den Eindruck hatte, sie würde ihn telepathisch um Hilfe bitten.
    
    "Also ich kenne das Spiel noch nicht", sagte er nach einer halben Sekunde/zwei ...
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