Die Zähmung des Wildlings
Datum: 19.05.2019,
Kategorien:
Erstes Mal
... huldigen. Doch er huldigt nicht nur mir nicht, er huldigt keinem der Götter und hält sich nicht an die Gebote der Könige. Wild lebt er, wie ein Wildesel und nennt Gazelle und Antilope seine Familie. Zähme mir den Wildling!"
„Wenn er Hoden hat und das, was dazugehört, dann mag es mir gelingen. Warum doch zähmt Ihr nicht selbst den Wildling, Herrin?"
„Wenn ein Sterblicher seine Säfte mit den meinen mischt, so wird seine Sterblichkeit von meiner Göttlichkeit aufgesogen und er wird ein Unsterblicher. Das ist dann doch etwas zu viel der Ehre."
Schamkat wollte sich bücken und wieder ihre Kleidung raffen, um sie anzuziehen, doch Inanna räusperte sich etwas. Darum hielt Schamkat inne und sah die Göttin an.
„Dahin, wo wir beide jetzt hingehen, das brauchst du diesen Fimmel nicht. Ich nehme dich mit. Komm her und umarme mich!"
Schamkat richtete sich wieder auf und stand nun vor der mächtigen Göttin. Inanna fasste ihre Hände und schlang sie um ihre Hüfte. Sie selbst umfing mit ihrer rechten Hand denn Hals der schönen Sterblichen und mit der linken Hand hielt sie ihr die Augen schützend zu.
Es war keine Zeit vergangen und die ganze Umgebung hatte sich verändert. Wo vorher noch das Haus in der mächtigen Stadt Uruk war, da war nun die weite Grasfläche. Ihre Begleiterin war nirgends zu sehen. Sie sah sich um, um etwas, was zu erkennen, um zu wissen, wo die Göttliche war. Doch es war keine Spur von ihr zu sehen. Sie wollte schon nach ihr rufen, doch da erinnerte sie sich, ...
... dass wahrscheinlich genau dort war, wo Inanna sie haben wollte. Daher versuchte sie sich anders zu orientieren. Der Wind kam von Süden und schmeckte leicht salzig. Das musste der untere Ozean sein. Dann musste nördlich irgendwo die Stadt Ur sein.
Ihre übliche Reaktion wäre es gewesen, die Stadt zu suchen. Dort gab es Männer, dort gab es Brot und Bier für ihre Dienste, dass sie ihr Überleben sichern konnte. Doch sie sollte den Wildling zähmen und der war nie in der Stadt zu finden. Also wandte sie sich wieder um und sah in die Wildnis. Dort musste der Wildling sein. Wie sollte sie ihn finden, wie überleben!
Sie sah sich weiter um und fand in der Erde zwei Krüge stecken. Schnell lief sie dahin und öffnete die beiden. Der größere Krug enthielt geröstetes Emer und eine Tasche. Ihre Ernährung würde zwar einseitig sein, doch ihr Überleben war gesichert. Sie füllte die Tasche mit gemischten Gefühlen. Der zweite Krug enthielt eine gefüllte Ziegenhaut. Sie öffnete den Verschluss und der bittere Geruch des Bieres flutete ihre Nase. Es gab ihr zwar Wasser, doch Bier war eine willkommene Abwechslung. War das eine Gabe der Göttin? Sie murmelte ein kurzes Dankgebet.
Als an sich hinuntersah, stellte sie fest, dass sie immer noch nackt war. Das hatte die Göttin wahrscheinlich mit Absicht gemacht. Sie hoffte auf laue Nächte und dass die Sonne sie nicht zu dunkel bräunen würde.
Sie machte sich auf den Weg. Der Wildling würde mit der Gazellen Herde ziehen. Sie musste die Herde suchen ...