1. Eine Nacht in Rijeka...


    Datum: 10.01.2025, Kategorien: Medien,

    ... mir abgespeichert.
    
    Dann stieg ich wieder in den Wagen. Die Landkarte lag auf dem Beifahrersitz, der einzigen noch freien Stelle. Im Kofferraum stapelten sich die Reisetasche mit den Klamotten, das kleine Zelt, meine Badesachen, Reservekanister und Bordwerkzeug und allerlei Krimskrams.
    
    Sogar den Campingkocher mit Gasflasche, einen Klapptisch und einen Plastikstuhl hatte ich mitgenommen. Auf dem Rücksitz lagen ein paar Kissen und eine Bettdecke.
    
    Die Luftmatratze hatte ich schon vor ein paar Tagen entsorgt, denn sie hielt die Luft nicht mehr. Irgendwie hatte wohl ein Stein ein Loch hineingedrückt, als ich am Kiesstrand von Krk übernachtet hatte. Mitten in der Nacht war ich aufgewacht und hatte auf den spitzen Steinen gelegen. Den Rest der Nacht mußte ich unbequem im Auto schlafen. Naja, dort liefen einem auch nicht die dicken, schwarzen Grasspinnen übers Gesicht.
    
    Seither waren die Übernachtungen mehr oder weniger schlecht gewesen. Ein Hotelzimmer konnte ich mir nicht leisten und auch die Privatquartiere waren nicht gerade billig. So hatte ich meist notgedrungen abends den Kofferraum nach vorne umgeräumt und auf der Ladefläche genächtigt. Ich vermißte ein weiches Kuschelbett. Naja, übermorgen war ich wieder zu Hause.
    
    Ich war mir unschlüssig, wie ich weiterfahren sollte. War es besser über Istrien und Südtirol zum Brenner-Paß oder doch vielleicht über Zagreb nach Maribor und dann die Tauern-Autobahn? Autobahn-Gebühren mußte ich überall berappen und die Unterschiede ...
    ... im Spritpreis waren auch nicht entscheidend.
    
    Dann dachte ich an meinen letzten Aufenthalt in Triest und entschied mich doch eher die Route über Ljubljana und Maribor zu fahren. Die norditalienische Industrie-Großstadt hatte sich nicht unbedingt in mein Herz geschlichen, obwohl Italien ansonsten ein schönes Urlaubsland war.
    
    Im Rückspiegel sah ich, wie eine Politesse näher kam. Höchste Zeit, hier zu verschwinden. Sie war nur noch drei oder vier Autolängen entfernt. So legte ich die Karte beiseite und fuhr los.
    
    An der Ampel mußte ich lange warten. Die Politesse, ein hübsches junges Ding in schmucker blauer Uniform, lief an mir vorbei und hob wie im Scherz drohend den Zeigefinger. Ich winkte ihr zu.
    
    Gleich hinter der Ordnungshüterin folgte die Frau mit dem Koffer. Sie war nicht sehr groß, vielleicht 160 cm. Und sie mühte sich redlich, das schwere Gepäckstück zu tragen. Warum hatte sie keinen Bus oder ein Taxi genommen? Wahrscheinlich mußte sie auf ihr Geld sehr achten. Niemand schleppt bei dieser Hitze freiwillig einen Koffer mit sich herum.
    
    Mein Vordermann kam nicht in die Puschen. Als es Grün war, würgte er den Motor ab - und so verpaßte ich das Wegfahren. Überholen konnte ich nicht, weil die Linksabbieger-Spur voll war. So ein Mist. Immer diese Anfänger. Na klar, Fahrschule.
    
    Bei der nächsten Grünphase kam ich dann los, bog rechts ab. Da sah ich sie wieder, wie sie sich mit dem schwarzen, großen Koffer abplagte.
    
    Allzu weit war sie in den paar Minuten nicht ...
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