1. Mittelaltermärchen


    Datum: 03.02.2025, Kategorien: Erstes Mal

    ... lange Beine hatte. Ihr Oberkörper bis zum Hinterteil war deutlich kürzer. Ihr herzförmiges Gesicht wurde von dunklen Haaren umrahmt, die manchmal unter ihrem Tuch hervorlugten. Die Augen waren groß und dunkel unter perfekt geschwungenen schwarzen Augenbrauen, die Haut sehr hell, wie meistens hier oben im Norden. Dazu eine schmale, gerade Nase und ein voller Mund, blass rosa und glänzend, ebenso herzförmig wie das Gesicht.
    
    Er nahm sich vor, ihre Bekanntschaft zu machen. Das war kein Problem, denn dass die Bediensteten in der Burg Freiwild waren und man mit Gewalt nehmen konnte, was man begehrte, war völlig normal.
    
    Doch Jakob mochte das nicht. Seine Lehrerinnen in Liebesdingen waren junge, aber erfahrene Frauen gewesen, die ihm die Kunst der Verführung beigebracht hatten. Das war Jahre her und Jakob hatte seither sowohl in der Burg als auch im Dorf fleißig geübt. Er hoffte, dass seine Braut das zu schätzen wusste. Selbstverständlich würden sie auch Erben bekommen, wenn sie nicht willig war, aber es machte sehr viel mehr Spaß, wenn beide ihr Vergnügen fanden.
    
    Jakob war gespannt, wie seine zukünftige Braut aussehen würde. Natürlich war ihr ein Porträt vorausgeschickt worden, aber man konnte nie wissen, wie stark der Maler ihr Aussehen optimiert hatte. Vorher jedoch wollte er die Magd haben, die ihm seit Tagen nicht aus dem Kopf ging.
    
    Nun aber musste er sich auf sein Training konzentrieren, wenn er nicht wollte, dass sein Vater ihn mit der Lanze vom Pferd ...
    ... holte.
    
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    Auch am nächsten Tag sah er das Mädchen hinter der Ecke des Schuppens stehen. Er sah nicht zu ihr, schlenderte aber langsam auf das Gebäude zu.
    
    Griets Herz raste. Der junge Herr kam genau auf sie zu! Wenn er sie sah, würde sie vor Scham sterben. So leise wie möglich lief Griet Richtung Küchentür.
    
    Jakob beschleunigte seine Schritte und folgte ihr. Er hätte nach ihr rufen können, dann wäre sie gezwungen gewesen, stehen zu bleiben. Keinesfalls hätte sie ihn ignorieren dürfen. Dann hätte er aber auf den Spaß verzichten müssen, sie einzuholen, was auf der Strecke, die sie bis zur Tür noch zurücklegen musste, ein Leichtes war für ihn.
    
    Griet hörte seine Schritte rasch näher kommen. Sie wusste, dass er hinter ihr war, brauchte also nicht mehr versuchen, leise zu sein. Sie musste nur noch ein Loch finden, das sich auftat, um sie zu verschlucken. Leider fand sie keines. Stattdessen fühlte sie eine Hand auf der Schulter, die sie unerbittlich stoppte.
    
    Eine nicht unfreundliche Stimme fragte: "Wohin willst du denn so schnell?"
    
    Sie blieb stehen, drehte sich langsam um und knickste mit niedergeschlagenen Augen.
    
    "In die Küche, Herr. Man wird dort schon auf mich warten."
    
    "Bleib und lass dich ansehen."
    
    Griet verharrte reglos, sie wagte kaum zu atmen. Der Mann ihrer Träume stand direkt vor ihr. Er war beinahe einen Kopf größer als sie, die verschwitzten, dunkelblonden Haare waren im Nacken mit einem blauen Band zusammengebunden. Das wusste Griet, auch wenn sie die ...
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