1. Die Verwandlung zweier Menschen


    Datum: 15.02.2025, Kategorien: Transen

    ... gewickelt war. Sein hageres Gesicht war von einem Bart verdeckt und unter einer Strickmütze quoll langes, fettiges Haar hervor. Die meisten Obdachlosen, die ich sonst so sah waren älter, aber dieser hier war echt jung. Ich selbst ging auf die 50 zu, aber dieser Penner schien kaum älter als 30 zu sein.
    
    Ein etwas mulmige Gefühl beschlich mich, als ich realisierte, dass er mein Angebot wirklich annahm. Was hatte ich mir da eingebrockt? Ganz sicher würde ich es bereuen, aber nun konnte oder wollte ich nicht mehr zurück.
    
    Ich fasste noch einmal allen Mut und winkte ihn hinter mir her, als ich langsam davon schritt. Er brauchte noch etwas, um offenbar seine Habseligkeiten in Form von zwei vollen Plastiktüten zu nehmen, aber folgte mir dann mit skeptischen Blicken.
    
    Es war tatsächlich nicht mehr weit und schon wenige Minuten später standen wir vor dem Hauseingang, der uns zu meiner Wohnung führen sollte.
    
    „Bevor ich dich mit rein nehme sollten wir uns aber erst einmal vorstellen. Ich heiße Stefan!" sagte ich mit freundlicher Stimme. Meine Hand hielt ich ihm dabei entgegen.
    
    Etwas zögerlich schüttelte seine eiskalte Hand die meine, während er mit der anderen etwas gestikulierte.
    
    Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er war stumm und konnte mir seinen Namen gar nicht sagen.
    
    „Bist du stumm?"
    
    Er nickte.
    
    „Und taub?"
    
    Er schüttelte den Kopf.
    
    Na wenigstens etwas, sonst wäre die Kommunikation echt schwer geworden.
    
    Wir gingen die zwei Etagen nach oben ...
    ... und betraten dann endlich meine Wohnung. Für mich als Single war sie eigentlich viel zu groß, aber ich hatte genügend Geld und genoss die gute Lage, also hatte ich mich nie davon getrennt.
    
    Von den Minusgraden dort draußen in meine 22 Grad geheizte Wohnung zu kommen war schon heftig und ich beeilte mich zügig, aus meinem Mantel zu kommen.
    
    Es schaute mich skeptisch, beinahe ängstlich an, was er nun tun solle.
    
    „Nun los, leg schon ab. Deine Tüten kannst du dort stehen lassen."
    
    Zögerlich zog er sich mehrere Jacken nacheinander aus. Erst jetzt wurde mir sein bestialischer Gestank bewusst.
    
    „Da drüben ist das Bad. Wenn du willst, kannst du erst einmal duschen gehen und ich mache uns etwas zu essen. Was hältst du davon?"
    
    Er nickte und ging zögerlich ins Bad.
    
    „Du kannst alles nehmen, was da ist. Fühl dich wie zuhause."
    
    Was ein dämlicher Spruch zu einem Obdachlosen.
    
    In meiner Küche wurde mir erst richtig klar, was ich hier eigentlich tat. Ich kannte ihn nicht und erlaubte ihm hier zu schlafen. Was, wenn er mich ausrauben würde oder noch Schlimmeres? Ganz sicher würde er mich zumindest beklauen, da war ich mir sicher.
    
    Doch ich kam aus dieser Nummer nicht mehr heraus, denn ich konnte ihn ja unmöglich jetzt noch vor die Tür setzen.
    
    Ich entschied zwei Pizzen zu machen, um mich von den Zweifeln abzulenken.
    
    Vegetarisch oder nicht? Ich musste ihn fragen.
    
    Als ich das Bad betrat, kam mir der heiße Wasserdampf entgegen und ich sah seine zierliche und dürre ...
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