1. Nordlichter - Teil 02


    Datum: 07.03.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... momentan als äußerst anstrengend empfand. Alles was verboten wird, sei für sie ätzend, weil alle anderen Eltern dieser Erde das erlauben würden und so weiter und sofort. Seine Frau war so reizend wie Devon und passte unglaublich gut zu ihm. Sie gingen respektvoll miteinander und mit ihrer Tochter um, fast schon eine Nuance zu respektvoll für meinen Geschmack.
    
    Das junge Mädel nahm auf dem Jumpseat hinter uns platz und hatte einen guten Einblick in unseren Arbeitsalltag, der sie natürlich keineswegs interessierte. Lieber textete sie in ihr neues Handy, das schon zwei oder drei Generationen neuer war, wie das meinige. Devon und ich waren gerade in einer heissen Phase der Vorbereitung, sodass ich sie nicht mit dem verdienten Respekt begrüssen konnte. Wir wollten unser Zeitfenster für den Start nicht verpassen, was wir in der Fliegersprache „Slot" nennen.
    
    „Jungs, Kabine und Boardküche sind gesichert. Ich wünsche euch einen schönen Flug", sagte die Purserin aus dem Land der Pharaonen mit einem Lächeln.
    
    „Vielen Dank Amira! Wir sehen uns spätestens wieder in Teneriffa", sagte Devon. „Dann sind wir also fast schon bereit loszulegen, was?", sagte Devon in meine Richtung und strahlte mich an.
    
    „Let's rock", sagte ich begeistert.
    
    „Olivia, Liebes. Könntest du dein Handy weglegen und in den Flugmodus wechseln?", fragte der Brite seine Tochter.
    
    Diese textete munter weiter und stiess ein genervtes „Gleich" aus. So ging es die nächsten zwei Minuten weiter. Wir waren bereit, ...
    ... den Flieger zurückzustossen. Nachdem die Tochter selbst der dritten Aufforderung ihres Vaters, ihr Handy wegen des bevorstehenden „Bushbacks" des Fliegers auszuschalten, nicht nachgekommen war, schaltete ich mich ein.
    
    „Olivia, Hi! Ich bin Martin. Sorry, dass ich mich nicht richtig vorgestellt habe, war gerade bissl' hektisch, als ihr hereingekommen seid. Darf ich dich bitten, den Flugmodus jetzt einzuschalten? Dann kann ich dir ein paar coole Sachen zeigen", sagte ich. Sie lächelte kurz, hörte auf zu tippen und kreuzte ihre Beine und Arme relativ schlaff und hielt noch immer das Handy in der Hand. Olivia schaute mich, zu mir nach vorn gebeugt und kaugummikauend, an.
    
    „Na, was findest du cool?", fragte mich die junge Britin.
    
    „Wenn du magst, kannst du jetzt die Parkbremse lösen. Dann können wir unseren Flug endlich starten", sagte ich.
    
    „Und das findest du also cool?", fragte sie. „Vor fünf Jahren hättest du mich mit dieser Masche gekriegt", sagte Olivia und grinste mich hämisch an.
    
    „Also Olivia, wirklich", sprach ihre Mutter, die auf dem Klappsitz hinter mir am grossen Fenster sass.
    
    „Was Mom? Du weisst doch, dass mich diese langweiligen Flieger nicht interessieren", sagte sie und blickte genervt zu ihrer Mutter.
    
    „Alles muss man heutzutage selbst machen", sagte ich mit einem humoristischen Unterton und löste die Parkbremse. Olivia schmunzelte für den Bruchteil einer Sekunde wegen meinem gespielt griesgrämigen Spruch, als ob sie in mir einen Gleichgesinnten ...
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