Argonauta Kapitel 03-07
Datum: 02.04.2025,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... Zweierkabinen", sagte Fisher, „es gibt auch ein paar Einzelkabinen, aber der Platz ist leider nicht ausreichend, um diesen Luxus jedem Wissenschaftler zukommen zu lassen. Sie werden sich deshalb auch eine Kabine teilen müssen, Julia."
Die rothaarige Doktorandin winkte ab und sagte belustigt: „Macht nichts. Ich musste mir daheim jahrelang ein Zimmer mit einem älteren Bruder teilen und bin vieles gewohnt." Im Grunde genommen war sie sogar froh, ein wenig Gesellschaft zu haben. Auf diese Weise würde sie hoffentlich nicht wieder schmerzlich ins Grübeln kommen und sich irgendwann betrübt in den Schlaf weinen.
Unvermittelt schwang eine Tür auf und eine junge Frau streckte ihren dunkelhaarigen Wuschelkopf hervor. Sie war schätzungsweise in Julias Alter und hatte einen dunklen, sonnengebräunten Teint. Ihre Haare waren kastanienbraun und fielen ihr in wellenförmigen Locken ins Gesicht.
„Ah, perfektes Timing!", sagte der Professor. „Julia, darf ich vorstellen? Melina Ketikidou. Sie beide werden sich während unserer Fahrt eine gemeinsame Kabine teilen."
Melina schob ihren Körper durch die Tür hindurch und trat zu der Dreiergruppe heran. Wie Julia, so war auch Melina gertenschlank, überragte sie jedoch um fast einen ganzen Kopf -- erschien neben den beiden hünenhaften Männern aber immer noch wie eine Zwergin. Melina trug kurze Jeansshorts, ein marineblaues Top und hatte um ihren Hals ein olivgrünes Fernglas baumeln. Julia streckte ihr zur Begrüßung den Arm aus, doch Melina ...
... ignorierte die Geste und erwiderte den Gruß stattdessen in einer überschwänglichen und herzlichen Umarmung.
„Freut mich riesig, dass ich deine Bekanntschaft machen darf, ich bin Melina", sagte die junge Frau auf Englisch. Sie hatte einen leichten Akzent, den Julia jedoch nicht richtig einordnen konnte.
Julia erwiderte die Umarmung und fühlte sich automatisch mit dem Mädchen verbunden wie mit einer guten Sandkastenfreundin. Instinktiv wusste sie, dass sie und Melina sich sehr gut verstehen würden und war froh, sich mit dem Mädchen eine Kabine teilen zu dürfen. „Freut mich ebenfalls, ich bin Julia", sagte sie. Die beiden Frauen lösten sich voneinander.
„Und was hat dich an Bord verschlagen?", fragte Julia und deutete auf das Fernglas.
„Ornithologie", antwortete Melina.
„Vögel?", fragte Julia erstaunt, „ist ein Forschungsschiff nicht ein bisschen der falsche Ort, um sich als Vogelkundlerin zu betätigen?"
„Aber nein doch", lachte Melina. „Das ganze Riff ist voll mit tropischen Inseln, die von vielen verschiedenen Vogelarten als Brutplätze genutzt werden. Allein auf Fraser Island brüten nicht weniger als dreihundertfünfzig verschiedene Vogelarten. Keine Raubtiere, ein immer reich gedecktes Meeresbuffet -- eigentlich ideale Bedingungen für Vögel."
„Wow, das hätte ich nicht erwartet", gestand Julia. „Muss ja paradiesisch sein."
„Das ist es", sagte Melina mit euphorisch funkelnden Augen. „Wie eigentlich alles hier einfach nur fantastisch ist. Aber das wirst du ...