1. Argonauta Kapitel 03-07


    Datum: 02.04.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... beiden Frauen, die Thomas in seinem Leben am meisten hasste, einfach auf der Couch ein. Und wurden nicht wieder wach. Die Medikamente, die zu den stärksten Schlafmitteln überhaupt zählten, lähmten ganz einfach ihre Atemzentren und der Alkohol verstärkte die grausame Nebenwirkung der Schlaftabletten noch zusätzlich. Die beiden hörten einfach auf zu atmen, das Gehirn wurde nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Einschlafen und nicht mehr aufwachen. Viele Selbstmörder hatten sich früher auf diese Weise ins Jenseits befördert. Heute war das nicht mehr ohne weiteres möglich, denn die Ärzte verschrieben Benzodiazepine heute aufgrund der heftigen Nebenwirkungen und des großen Missbrauchspotentials kaum noch. In Thomas' Augen war dieser Tod für seine Mutter und Clarissa aber noch viel zu einfach. Eigentlich hätten die beiden schlimmeres verdient gehabt.
    
    Nachdem es vorbei war, fing für Thomas die Arbeit erst richtig an. Er setzte sich an den Schreibtisch und verfasste einen Abschiedsbrief, um den Tod der beiden Frauen wie einen Selbstmord aussehen zu lassen. Er schrieb darin, dass die beiden eine langjährige lesbische Affäre geführt hätten und es nicht mehr aushielten, ihre Liebe nicht offen ausleben zu können. Die Gesellschaft würde dies einfach nicht verstehen und so sähen die beiden keinen anderen Ausweg als sich das Leben zu nehmen. Im Fälschen der Handschrift seiner Mutter war Thomas schon immer recht talentiert gewesen und nachdem er fertig war, sorgte er noch dafür, dass am ...
    ... Kugelschreiber und auf dem Briefpapier auch noch die Fingerabdrücke seiner Mutter zu finden sein würden, anschließend rief er den Notruf und erzählte am Telefon mit aufgelöster Stimme, dass er soeben nach Hause gekommen sei und seine Mutter und ihre beste Freundin reglos im Wohnzimmer gefunden habe und er sich nicht sicher sei, ob die beiden noch leben würden. Die Rettungskräfte, die daraufhin kurze Zeit später eintrudelten, konnten schließlich nur noch den Tod der beiden feststellen und drückten ihr tiefstes Mitgefühl aus.
    
    Das Duschwasser wurde allmählich kalt und Thomas Renner kehrte mit seinen Gedanken wieder ins Jetzt zurück. Es war nicht so, dass ihn ein schlechtes Gewissen plagte. Keinen einzigen seiner Morde bedauerte er, ganz besonders nicht den an seiner Mutter und ihrer besten Busenfreundin. Im Gegenteil, für ihn war das der Befreiungsschlag gewesen. Er war nun ein freier Mensch und hatte nach der Tötung der beiden ihm so verhassten Frauen in seinem Leben erstmals seit dem Tod seines Vaters wieder einen Sinn gesehen. Er wusste nun, welches große Talent in ihm schlummerte. Niemand hatte je Verdacht geschöpft, dass der Tod der beiden Frauen kein Selbstmord war und Thomas Renner hatte schließlich begonnen, aus seinen Fähigkeiten ein Geschäft zu machen. Ein lohnendes Geschäft. Man glaubte gar nicht, wie viele Menschen für einen gut gemachten Auftragsmord beinahe schwindelerregende Summen bezahlten. Dabei war der Großteil seiner Kundschaft noch nicht einmal der übliche ...
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