Argonauta Kapitel 03-07
Datum: 02.04.2025,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... Küche ist nicht besonders groß, aber trotzdem lässt sich unser Smutje immer wieder etwas einfallen, um mit seinen kulinarischen Köstlichkeiten die Laune der Mannschaft hoch zu halten. Du musst unbedingt dabei sein, wenn er selbst gefangenen Fisch zubereitet. Frischer geht es gar nicht", erklärte Fisher.
„Klingt verlockend", antwortete Julia.
„Ich fürchte aber, dass du wohl heute mit meinen bescheidenen Kochkünsten Vorlieb nehmen musst. Der größte Teil der Crew hat noch Landurlaub und was soll schon ein Smutje auf einem Schiff, das noch tagelang im Hafen liegt?"
„Dann nehme ich an, dass es heute keinen Fisch gibt, oder?", klang Julia beinahe ein bisschen ernüchtert.
„Leider muss ich dich enttäuschen. Ich mag vieles können, kochen gehört nicht zu meinen Talenten."
„Was gibt's dann?"
„Das australische Nationalgericht, Dude. Das musst du unbedingt probiert haben -- sonst bist du nicht richtig in Australien gewesen."
„Okay, wenn das so ist, bleibt mir wohl keine andere Wahl."
Die beiden gingen rasch einige Schritte weiter und blieben schließlich vor einem Schott stehen, welches mit der Aufschriftcommon room versehen war.
Julia zögerte plötzlich. Nervös schaute sie den Professor an und sagte dann schüchtern: „Das wird jetzt aber keine australische Mutprobeá la bush food, oder so?"
„Ganz bestimmt nicht", lachte Fisher laut.
„Keine pürierten Kakerlaken, Känguru-Hoden oder solches Zeug?"
„Versprochen."
„Ehrenwort?"
„Von mir aus auch das. ...
... Wieso nimmst du aber an, dass wir so etwas essen würden?"
„Man sieht so einiges im deutschen Fernsehen."
„Viel Blödsinn, anscheinend", sagte Fisher und antwortete dann freundlich: „ich will, dass du noch eine Weile bei uns bleibst und nicht wegen des schlechten Essens bei der nächsten Gelegenheit über Bord gehst. Du kannst mir vertrauen, dass unsere Küche wirklich seriös ist."
„Dann ist es ja gut", murmelte Julia verlegen.
„Bist du dann bereit für die Küche des Grauens?"
„Bereit."
Fisher öffnete die Tür und die beiden betraten den Gemeinschaftsraum. Er war überraschend groß und gemütlich eingerichtet. Große Bullaugen ließen viel helles Tageslicht hinein und ihn einladend und fröhlich erscheinen. Der Fußboden war mit dunkel gebeizten Planken ausgekleidet, auf denen flauschige cremefarbene Teppiche ausgelegt waren. Linkerseits gab es eine gemütliche Sitzecke, die rund um einen großen Glastisch gruppiert war, direkt daneben stand ein schmales Bücherregal. Rechts befand sich eine kleine Kochnische mit Theke und ein paar Barhockern davor. Julias Blick schweifte über die Wände, die mit allerlei wissenschaftlichen Postern ausgekleidet waren. Direkt über der Sitzecke war die Wand mit einem Spruch aus kunstvoll verschnörkelten Lettern verziert worden:„There is grandeur in this view of life ... "
Julia erinnerte sich an die Worte. Es war ein Zitat aus einem der berühmtesten Bücher der Biologiegeschichte überhaupt. Niemand geringeres als der große Charles Darwin selbst ...