1. Argonauta Kapitel 03-07


    Datum: 02.04.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... hatte damit den letzten Satz seines wohl bedeutendsten Werks,On the Origin of Species, eingeleitet. Es war nur ein einziger Satz, aber er hatte, wie Julia fand, etwas wahrhaft Poetisches an sich. In ihrem fünften Semester hatte sie Darwins Buch gelesen und war von diesem letzten Paragraphen derart beeindruckt gewesen, dass sie ihn auswendig gelernt hatte. Passend dazu zierte die Wand direkt neben dem Zitat eine Kritzelei, die Julia ebenfalls nur allzu vertraut war. Es war eine Nachbildung von Darwins erstem Versuch, seine Evolutionstheorie in Form eines Stammbaums zu illustrieren, der alles Leben auf wundersame Weise miteinander verbindet und den er noch an Bord des Schiffs, mit welchem er einst die Welt erkundet hatte, derBeagle, in sein Notizbuch gezeichnet hatte. Überschrieben hatte er seine Skizze mit zwei simplen Worten:I think -- Ich denke. Unweigerlich fühlte Julia sich plötzlich selbst ein bisschen wie Darwin, dessen wissenschaftliche Karriere ebenfalls an Bord eines Schiffes begonnen hatte.
    
    „Wow", sagte Julia, die aus dem Staunen kaum mehr heraus kam. „Das ist ja ... einfach Wahnsinn."
    
    „Gefällt es dir?"
    
    „Gefallen? Ich bin hin und weg", sagte Julia begeistert. „Wenn meine Studentenwohnung nur annähernd so ausgesehen hätte wie all das hier ... ich könnte glatt einziehen."
    
    „Der Spruch, er stammt übrigens von ... "
    
    „ ... Darwin, ich weiß. Hab' seine beiden Hauptwerke gelesen."
    
    „Du hast diese alten Schinken wirklich gelesen?"
    
    „Klar, warum ...
    ... nicht?"
    
    „Ich bin beeindruckt. Meine Studenten zeigen nicht so viel Begeisterung für den guten, alten Darwin. Die meisten geben sich mit den Vorlesungsskripten völlig zufrieden."
    
    „Da verpassen sie aber eine ganze Menge. Ich finde Darwins Bücher wunderbar. Sie stecken so voller Begeisterung. Die modernere Literatur ist ziemlich nüchtern, aber bei Darwin merkt man, wie toll er das alles selbst fand."
    
    „Stimmt. Hast du übrigens gewusst, dass Darwin seekrank war?"
    
    „Nein. Echt?", fragte Julia überrascht.
    
    „Ja, ehrlich. Fast fünf Jahre dauerte seine Reise an Bord der Beagle. Die meiste Zeit davon hat er nur gekotzt. Eine beeindruckende Leistung, dass er trotzdem durchgehalten hat, wenn du mich fragst. Ich hatte schon Studenten, die gaben entnervt nach einem Tag wieder auf. Dabei ist das Schaukeln an Bord der modernen Schiffe kaum noch der Rede wert."
    
    „Mein Magen ist zum Glück seetauglich", sagte Julia erleichtert.
    
    „Na, da hast du aber ein Glück. So, und jetzt setz dich erst mal, während ich uns etwas zum Essen mache."
    
    Julia nahm auf dem sehr gemütlichen Sofa Platz. „Darf ich dich was fragen, David?", fragte sie unvermittelt, während Fisher in der Kochnische eifrig damit beschäftigt war, nach etwas Essbarem zu suchen. Es war erstaunlich, wie vertraut sie miteinander schon umgingen, dabei kannten sie sich erst einen Tag lang persönlich. Aber so war das vermutlich, wenn man an Bord eines Schiffes war und sich nicht aus dem Weg gehen konnte.
    
    „Klar."
    
    „Etwas ...
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