1. Argonauta Kapitel 03-07


    Datum: 02.04.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... auch wirklich sank, hatte er vorher noch einen schweren Stein hinein getan. Dann schlenderte Renner langsam zurück. Er ging ein paar Meter den Fluss entlang und fand sich schließlich am vereinbarten Treffpunkt ein, der Nepalesischen Pagode, die anlässlich der Weltausstellung 1988 errichtet worden war.
    
    Auf einer Parkbank im Schatten saß ein älterer Herr und las Zeitung. Er war groß gewachsen, etwa Mitte bis Ende Sechzig und hatte volles, grau meliertes Haar und einen sorgfältig gepflegten, dichten Vollbart. An einer Leine führte er einen Hund. Irgendeine Promenadenmischung, von der Renner nicht eindeutig sagen konnte, welche verschiedenen Rassen sich hier miteinander vermischt hatten. Vielleicht ein Cockerspaniel und ein Labrador. Er hatte braunes Fell, große Schlappohren und niedliche Knopfaugen und winselte aufgeregt.
    
    „Entschuldigen Sie?", fragte Renner.
    
    „Ja?", entgegnete der ältere Herr und blickte von seiner Zeitung auf.
    
    „Bitte, könnten Sie mir eventuell erklären, wie ich zur Adelaide Street komme?"
    
    Der Mann lächelte. „Sie kommen nicht ausBrissie, stimmt's?"
    
    „Nein."
    
    „Tourist?"
    
    „Ja", antwortete Renner, „und ich fürchte, ich habe mich komplett verlaufen."
    
    Der Mann lachte laut auf als schien er sich über dieses Missgeschick köstlich zu amüsieren. „Wissen Sie", sagte er, „ich komme mit meinem Hund jeden Tag hier her. Beinahe täglich werde ich von einem Touristen nach dem Weg gefragt. Sie sind also in bester Gesellschaft."
    
    „Normalerweise würde ...
    ... ich mein Handy befragen. Aber leider ist der Akku leer", log Renner.
    
    „Da haben Sie aber Glück, Mister. Ich kenne mich hier bestens aus."
    
    „Dann können Sie mir helfen?"
    
    „Natürlich. Kommen Sie, setzen Sie sich. Ich habe eine Karte dabei."
    
    Renner nahm neben dem Mann Platz. Der kramte aus einem kleinen Rucksack, die fast wie eine Männerhandtasche aussah, eine ziemlich zerfleddert aussehende Karte der Stadt hervor und faltete den Plan sorgfältig auf. Dann flüsterte der Mann leise in Renners Ohr: „Haben Sie es dabei?"
    
    „Natürlich", entgegnete Renner.
    
    „Stellen Sie den Rucksack ab", sagte der Mann. Er schob Renner ein Handy in die Hosentasche. „Warten Sie auf meine nächste Nachricht. Wir treffen uns, sobald ich die Dokumente eingehend geprüft habe und besprechen dann das weitere Vorgehen."
    
    „Jawohl, Sir."
    
    „Sehr gut."
    
    „Wo haben Sie den Hund her?", fragte Renner.
    
    Der Mann grinste: „Ausgeliehen."
    
    Renner war immer wieder verblüfft, mit welcher Leichtigkeit sein Auftraggeber sich überzeugende Geschichten ausdachte. Der Hund hatte nur zur Tarnung gedient, das war Renner klar. Sein Auftraggeber hatte sich geschickt verkleidet, um den Eindruck zu erwecken, dass er nur ein alter Rentner war, der das sonnige Wetter bei einer Gassigehrunde mit seinem treuen Vierbeiner genießen wollte. In Wirklichkeit war der Hund irgendein fremdes Tier, das er wohl irgendwo aufgegabelt hatte.
    
    Sein Auftraggeber fragte: „Ist Ihr Team bereit?"
    
    „Ja, Sir. Alles ist vorbereitet. Die ...
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