Argonauta Kapitel 03-07
Datum: 02.04.2025,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... schnabelartige Schnauze hin und her bewegte und damit zwischen den Steinen des Untergrunds nach etwas Fressbarem, einem Krebschen, einer Schnecke oder einem Wurm, suchte. Wie Julia wusste, verfügt das Schnabeltier über einen ganz besonderen Sinn. Mit seinem Schnabel ist es in der Lage, die elektrischen Felder seiner Beutetiere zu orten und so die gut versteckten Leckerbissen aufzuspüren. Doch das sind längst nicht alle Kuriositäten, die dasPlatypus, wie die Australier das Tier nennen, zu bieten hat. Die männlichen Schnabeltiere besitzen an ihren Hinterbeinen einen Giftsporn, der wahrscheinlich bei Paarungskämpfen zum Einsatz kommt. Sie sind damit, neben den Plumploris Südostasiens, einigen Spitzmausarten und den seltsam anmutenden Schlitzrüsslern, die einzigen giftigen Säugetiere. Als Julia heute Morgen die Augen geöffnet hatte, hatte sie so gut geschlafen wie lange nicht mehr. Noch Ewigkeiten hatten sie, der Professor, Melina und Stewart Meyer gemütlich am Tisch in dem behaglichen Aufenthaltsraum gesessen, gemeinsam gegessen und sich angeregt unterhalten. Irgendwann waren auch ein paar alkoholische Getränke geflossen und die Stimmung immer heiterer geworden. Der Chief hatte begeistert von seiner Arbeit im Maschinenraum erzählt, wo es warm war und nach Schweröl stank. Melina hatte von ihrem Vogelprojekt berichtet und auch der Professor hatte so manche abenteuerliche Geschichte aus seiner Zeit als junger Doktorand zum Besten gegeben. Als Julia sich schließlich von den anderen ...
... verabschiedet hatte, war es schon stockdunkel gewesen. Wie genau sie nach Hause gekommen war, wusste sie nicht mehr, was sicherlich dem Umstand geschuldet war, dass sie nicht mehr ganz nüchtern gewesen war. Sie wusste nur noch, dass sie irgendwann todmüde in ihr Bettchen gesunken und in Morpheus' alkoholgeschwängertem Atem eingeschlummert war.
Heute war Samstag. Der Professor hatte ihr über das Wochenende frei gegeben und Julia hatte überlegt, was sie mit der Freizeit anfangen sollte, die ihr so gar nicht recht kam. Die Arbeit lenkte sie ab, brachte sie auf andere Gedanken und ließ sie all die traurigen Gedanken der Vergangenheit wenigstens für einen kurzen Augenblick lang vergessen. Einen Moment lang war sie versucht gewesen, ganz einfach trotzdem zum Schiff zu gehen und sich irgendwie nützlich zu machen. So kurz vor dem Auslaufen war zweifelsohne noch viel zu erledigen und ein helfendes Paar Hände ganz bestimmt immer willkommen. Aber der Professor hatte darauf bestanden, dass Julia unbedingt ihre freien Tage genießen sollte und außerdem hatte Julia bislang kaum noch etwas vom Land und den Leuten gesehen. Vielleicht war es also doch gar nicht so schlecht, das Wochenende für eine kleine Erkundungstour zu nutzen. Und so hatte sie sich dafür entschieden, einer kleinen zoologischen Einrichtung etwa zwölf Kilometer von Brisbanes Innenstadt entfernt einen Besuch abzustatten, demLone Pine Koala Sanctuary. DasSanctuary war ein knapp achtzehn Hektar großer Park, der bereits 1927 ...