1. Argonauta Kapitel 03-07


    Datum: 02.04.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Gefahr bedroht, einer gefährlichen Tumorerkrankung, die -für Krebserkrankungen eher unüblich- wie eine Infektionskrankheit von Tier zu Tier übertragbar ist. Die Seuche wütet seitdem nahezu in ganz Tasmanien und die armen Beutelteufel, deren genetische Vielfalt durch das jahrzehntelange Abschlachten durch die weißen Siedler ohnehin stark eingeschränkt ist, haben diesem unsichtbaren Feind kaum etwas entgegen zu setzen. Stellenweise sind ganze Beutelteufelpopulationen vom Krebs vollständig ausgelöscht worden. Insgesamt, so schätzten Forscher, sind die Bestände um fünfundachtzig Prozent eingebrochen. Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer: seit 2013 arbeiten Wissenschaftler daran, einen Impfstoff zu entwickeln und konnten bereits erste Erfolge verbuchen.
    
    Neugierig blieb Julia vor dem dicht bepflanzten Gehege stehen. Auch der Beutelteufel gehörte zu den Kostbarkeiten, die man außerhalb Australiens so gut wie nie zu Gesicht bekam, weil sie kaum in zoologischen Gärten gehalten wurden. Angestrengt suchte Julia mit ihren Augen das zugewucherte Gehege ab.
    
    Komm schon, dachte sie, irgendwo musst du doch sein. Aber sie hatte kein Glück. Vermutlich hatten sich die nachtaktiven Tiere in eine Höhle oder in ein anderes dunkles Versteck zurückgezogen, wo sie den Blicken selbst der aufmerksamsten Besucher verborgen blieben. Die rothaarige Doktorandin blieb noch einige Augenblicke lang stehen und ließ den Blick noch einmal kurz durch das Gehege huschen. Vielleicht hatte sie ja doch ...
    ... nicht richtig geschaut und das Tier nur übersehen. Doch vergeblich. Ein wenig enttäuscht ging Julia weiter. Vielleicht würde sie später noch einmal vorbei schauen und hatte dann hoffentlich mehr Glück.
    
    Doch nun wollte sie endlich einen Koala sehen! Hierfür war sie schließlich insSanctuary gekommen. Sie ging weiter und nach nur wenigen Metern blieb sie vor einem recht kleinen Gehege stehen, das mit verschiedenen Ästen undEucalyptus-Zweigen ausgestattet war.
    
    Nur etwa siebzig der weit über dreihundert bekannten Arten derEucalyptus-Bäume bilden die Nahrungsquelle der Koalas. Sie fressen, abgesehen von wenig anderem Grünzeug und gelegentlich etwas mineralstoffhaltiger Erde, nichts anderes. „Koala" bedeutet in der Sprache der Aborigines so viel wie „trinkt nicht" und tatsächlich decken die plumpen Beutelbären fast ihren gesamten Wasserhaushalt allein über die Feuchtigkeit, die in denEucalyptus-Blättern enthalten ist oder sich jeden Morgen als Tau auf ihrer Nahrung bildet. Rund vierhundert Gramm davon muss ein Koala täglich fressen, denn dieEucalyptus-Blätter sind nur wenig energiereich und schwer verdaulich. Dass Koalas überhaupt Energie aus dieser mageren Kost ziehen können, haben sie einzig einer Vielzahl kleiner Mikroorganismen zu verdanken, die im Blinddarm der Koalas leben -- unter allen Säugetieren besitzen die Beutelbären in Relation zur Körpergröße den längsten Blinddarm. Aber die Nahrung eines Koalas ist nicht nur schwer verdaulich, sondern auch giftig. Gerade die jungen ...
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