1. Argonauta Kapitel 03-07


    Datum: 02.04.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Jungen einen neuen Zweig hin. Wieder prüfte das Kleine diese komischen Blätter, die so seltsam dufteten und so gar nicht appetitlich aussahen, ganz genau. Vorsichtig nahm es einige Blätter in sein winziges Mäulchen und fing an zu kauen. Und siehe da, diesmal schien die Mutter eine bessere Wahl getroffen zu haben, denn das Bärchen kaute ausgiebig darauf herum, schluckte die Blätter herunter und verleibte sich sogleich einen weiteren Happen ein.
    
    Julia, die die ganze Szene als Video für die Ewigkeit festgehalten hatte, musste schmunzeln. Sie war als kleines Kind eine schlechte Esserin gewesen und ihre Mutter hatte so manche Schwierigkeit gehabt, Julia an neue Speisen zu gewöhnen. Oft hatte es erst nach vielem gutem Zureden geklappt und meist waren die vielen Versuche nur von bescheidenem Erfolg gekrönt worden. Inzwischen hatte sich das aber zum Glück geändert. Zwar hatte Julia wahrlich noch immer kein einziges Gramm zu viel auf den Rippen, aber inzwischen schmeckte ihr so gut wie alles, sah man eventuell von David Fishers recht erfolglosem Versuch ab, Julia das Vegemite schmackhaft zu machen.
    
    „Julia?", ertönte neben ihr plötzlich eine ungläubige Stimme. „Schön, dich wiederzusehen."
    
    Irritiert wirbelte Julia herum und wurde augenblicklich kreidebleich. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Vor ihr stand der Kerl, den sie vorgestern imLaughing Kookaburra kennengelernt und mit dem sie die anschließende Nacht verbracht hatte. Florian.
    
    Scheiße, dachte sie, sagte aber ...
    ... überrascht:"Flo ... Flo ... Florian?" Wie groß mochte wohl die Wahrscheinlichkeit sein, in einer Stadt mit mehr als zwei Millionen Einwohnern ausgerechnet die eine Person wieder zu treffen, die Julia unter keinen Umständen wiedersehen wollte? „Was machst du denn hier?"
    
    „Arbeiten", antwortete Florian und zeigte auf eine ziemlich teuer aussehende Fotokamera, die ihm an einem breiten Gurt um den Hals baumelte.
    
    „Arbeiten?"
    
    „Ja. Ich bin gerade dabei, für einen Verlag, der Reiseführer herausbringt, ein paar Fotos zu schießen. Und was treibt dich hier her?"
    
    Julia wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte so schnell wie möglich hier weg. Die ganze Sache war sowieso schon peinlich genug, aber sie wollte auch nicht unhöflich sein und suchte nach einem eleganten Ausweg. „Na ja", druckste sie herum, „das übliche halt. Sightseeing, das schöne Wetter genießen."
    
    „Jedenfalls freue ich mich", sagte Florian im Plauderton. „Du warst nach unserer ... na ja, du warst danach so schnell verschwunden."
    
    „Hatte zu tun", sagte Julia knapp.
    
    „Ich hatte gehofft, dich imLaughing Kookaburra wieder zu treffen. Der Abend mit dir ... das fand ich richtig schön und ehrlich gesagt hast du mich ziemlich beeindruckt. Ich konnte gar nicht mehr aufhören, an dich zu denken und hatte gehofft, dich auf ein Date einladen zu können."
    
    Das hatte Julia gerade noch gefehlt. Gefühlschaos war im Moment etwas, was sie wirklich überhaupt nicht gebrauchen konnte.
    
    „Wie gesagt, ich hatte zu tun. War ...