Argonauta Kapitel 03-07
Datum: 02.04.2025,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... tief die salzige Luft ein, die nach Meer roch; ein unbeschreibliches Potpourri aus dem Duft nach Algen und Iod. Der Wind blies ihr eine angenehme, warme Brise ins sommersprossige Gesicht. Hoch in der Luft stritten sich zwei Silberkopfmöwen laut krakeelend um eine Muschel.
„Eine Schönheit, nicht wahr?", ertönte eine tiefe Bassstimme und Julia wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie drehte sich um und blickte in das breit grinsende Gesicht David Fishers, der lautlos an sie herangetreten war, nur wenige Zentimeter von ihr entfernt. Julia inhalierte den stechenden Geruch von Sonnencreme.
„Oh, hallo Professor", sagte Julia, die gar nicht bemerkt hatte, dass sie nicht mehr allein war und errötete leicht.
„Sie sollen mich doch nicht so nennen, Julia", ermahnte Fisher sie freundlich.
„Entschuldigung, Herr Pro ... David."
„Na geht doch", antwortete Fisher breit lächelnd. „Na, wie gefällt sie Ihnen?"
„Es ist überwältigend. Ich meine, ich habe schon Bilder im Fernsehen gesehen, aber ich hätte nicht erwartet, dass sieso groß ist", sagte Julia.
„Den Eindruck haben viele. Die meisten, die dieArgo zum ersten Mal sehen, sind ziemlich eingeschüchtert. Offen gestanden ging es mir am Anfang genauso."
„Wirklich?"
„Ja. Aber erwarten Sie nicht zu viel, Julia. Wenn Sie erst mal an Bord sind und überall Probenbehälter und Forschungsequipment den Weg versperren, werden Sie schnell merken, dass es trotzdem ziemlich beengt ist. Ich fürchte, dass Sie sich in den kommenden ...
... Wochen ein wenig einschränken werden müssen."
„Ach, das macht nichts, Sir. Solange es an Bord ein Bett und eine Dusche für mich gibt, bin ich zufrieden."
„Braves Mädchen", lobte Fisher und sagte dann: „Kommen Sie, Julia. Ich zeige Ihnen das Schiff und möchte Ihnen die Crew vorstellen."
Julia nickte stumm und folgte Fisher. Gemeinsam liefen sie in gemütlichem Tempo den Kai entlang. Mit jedem Schritt, dem sie sich dem Forschungsschiff näherten, wurde das Stahlungetüm größer und größer. Wie die Bohnenranke im Märchen schien es in Windeseile in den Himmel empor zu wachsen. Ein Kran wuchtete einen großen Metallcontainer scheinbar mühelos in die Luft. Wie schwerelos schwebte der signalrot gestrichene Kasten über dem Arbeitsdeck. Julia sah nun, dass zwei Matrosen, die von hier unten wie stecknadelkopfgroße Punkte aussahen, damit beschäftigt waren, per Funk dem Kranführer Anweisungen durchzugeben. An der Kaimauer stand ein dritter Mann, der wild mit seinen Armen gestikulierte. Als er David Fisher und Julia bemerkte, hielt er inne und winkte den beiden zu.
„Hey Prof", begrüßte er die Neuankömmlinge, „ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. So viel zu tun in deiner Uni?"
Fisher lachte gequält und antwortete: „Hatte noch Klausuren zu korrigieren. Aber wie ich sehe, kommt ihr auch ohne mich gut voran." Dann wandte der Professor sich seiner Begleiterin zu und sagte: „Darf ich Ihnen unseren Kapitän vorstellen? Mads Hansen."
Mads Hansen war ein Riese. Er überragte selbst ...