Tanz mit dem weißen Ritter
Datum: 03.04.2025,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... „Das ist auf einer Hochzeit klar das Privileg der Braut."
„Hören Sie Torsten, ich fühle mich auf gut besetzten Tanzflächen nicht wohl. Das hat dann wenig mit tanzen zu tun, sondern eher etwas mit Intimität, mit Smalltalk und in meinem Fall mit Anmache."
„Wenn Sie jemand um einen Tanz bittet, empfinden Sie das als Anmache?"
„Ja, als was denn sonst. Sie haben keine Ahnung, was wir alleinstehenden Frauen auf der Tanzfläche durchmachen. Ständig der Konflikt, lasse ich mir die falsche Position seiner Hand auf meiner Hinterseite gefallen oder sollte ich mich wehren? Dann das belanglose Blabla und das erlösende Gefühl, wenn die Musik verebbt und man wieder an seinem Tisch sitzt."
Jetzt musste ich lachen.
„Kommen Sie Frau Professor, auf so einer Hochzeit ist doch alles ganz harmlos. Fast alle sind sowieso schon vergeben."
„Und Sie glauben, das hält die Männer von irgendwas ab? Manchmal habe ich das Gefühl, das Gegenteil ist der Fall."
Komisch war, dass ihre Stimme nicht so klang, als ob es sich um eine endgültige Weigerung handelte, mit mir zu tanzen. Noch gab ich nicht auf.
„Also wenn Sie mir jetzt auch einen Korb geben, verpassen Sie die einmalige Gelegenheit, heute Abend mit einem weißen Ritter zu tanzen."
Sie seufzte: „Weißer Ritter? Sie wissen aber schon, dass das die Bezeichnung für eine pathologische Persönlichkeitsstörung ist?"
„Natürlich weiß ich das", begann ich.
„Wieso natürlich? Sind Sie Psychologe? Dann passte vorhin die Bezeichnung ...
... Jongleur aber so gar nicht zu Ihnen", unterbrach sie mich.
Aha, auch sie hatte aufgepasst. Ich seufzte theatralisch.
„Jongleur, weil ich mit Zahlen jongliere. Ich bin Big-Data-Analyst bei einer Versicherung. Und nein, ich bin kein Psychologe. Aber meine Ex war es, beziehungsweise ist es immer noch. Wissen Sie, sie hat mich immer als weißen Ritter bezeichnet. Allerdings ohne die pathologische Ausprägung. Sie verband damit Eigenschaftswörter wie höflich, aufmerksam, zuvorkommend, zärtlich, leise, auf das Wohl der anderen bedacht, selbstlos, lieb und nett."
Hatte ich jetzt ihre volle Aufmerksamkeit?
„Wir weißen Ritter bringen im übertragenden Sinne immer den Müll runter, machen uns im Haushalt nützlich, finden Sex nur gut, wenn die Frau auch zu ihrem Recht kommt, akzeptieren die Entscheidungen unserer Partnerin und ansonsten lassen weiße Ritter ihre Hand beim Tanzen immer auf Schulterblatthöhe."
Ich legte meine rechte Hand mit der Handfläche nach oben auf den Tisch.
„Jetzt müssen Sie sich entscheiden, Frau Professor. Entweder Sie geben mir Ihre Hand und wir machen uns gemeinsam auf den Weg zur Tanzfläche oder Sie behalten Ihre Hand bei sich. Dann werde ich Sie den Rest des Abends nicht mehr behelligen."
Tatsächlich hatte sie ihren Blick auf meine Hand gerichtet.
„Eine Sache sollten Sie noch wissen", fuhr ich fort, „Wir weißen Ritter fürchten nur eines. Den schwarzen Ritter."
„Den schwarzen Ritter?"
„Genau. Wenn Sie mit mir als weißem Ritter nicht tanzen ...