1. Lisa, Fluch oder Segen


    Datum: 28.05.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... Zeichen, dass sie sich noch einmal drehen sollte, und nickte mit dem Kopf."Reicht vollkommen. Der Rock hätte länger sein können, aber sonst ist in Ordnung!""OK, dann funktioniert es. Bis nachher!"
    
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand.
    
    Seit Längerem war ich alleine und ich genoss es. Es war nicht so, dass mich Lisa nervte oder etwas Ähnliches. Trotzdem empfand ich die Ruhe und Einsamkeit wie Balsam auf meine Seele. Dabei ging es wirklich darum, dass ich alleine war. Es war anderes, wenn ein Mensch im Haus war, auch wenn man ihn den ganzen Tag nicht sah. Er war da, alleine das war ein Grund anders zu fühlen.
    
    Ich nahm mir vor, aufzuräumen. Dabei ging ich von Raum zu Raum und saugte erst einmal durch. Nach meiner Meinung hatte das jeder Raum nötig. Als ich ins Gästezimmer kam, lag noch immer das Buch mit dem Schloss auf dem Tisch. Doch zu meiner Verwunderung lag das Schloss daneben. Ich wusste, dass Lisa nur hier darin schrieb und es normalerweise sofort verschloss. Dieses Mal hatte sie es vergessen, wobei ihr auch zuzumuten war, dass sie es absichtlich unverschlossen gelassen hatte. Beides war ihr zuzutrauen.
    
    Egal wie es gewesen war, es zog mich magisch an. Enthielt es vielleicht ein paar Dinge, die mich interessieren könnten. Also sagte ich mir, wenn man es mir anbot, sollte man diesen Vorschlag nicht auslassen.
    
    Ich merkte mir, wie es lag, damit ich es genauso wieder hinlegen konnte. Ich war mir sicher, dass Lisa es merken würde, wenn es anders ...
    ... war. Mit dem Buch setzte ich mich in den Stuhl des Gästezimmers und schlug es langsam auf. Dabei behandelte ich es wie einen großen Schatz. Es durfte keine Hinweise geben, dass ich es genommen und gelesen hatte.
    
    Es war tatsächlich ein Tagebuch, wobei die ersten Seiten uninteressant waren. Lisa machte sich hier nur Gedanken darüber, was sie in ihrem Leben erreichen wollte, dazu kamen Notizen, welche Männer sie gut fand. Das war weniger interessant, da es ausschließlich welche aus dem Filmgeschäft waren. Das Einzige, was ich darauf schließen konnte, war ihre Vorliebe für ältere Männer. Die jüngeren Schauspieler waren ihr zu glatt. Sie mochte sie nicht.
    
    Dann wurde es wesentlich interessanter. Sie spiegelte sich selber wieder, teilte dem Buch Gedanken mit, die sie schon seit Langem hatte. Es war eine Rückschau auf ihr Leben. Ab hier konnte ich meinem Namen öfters lesen. Ich tauchte immer wieder auf. War der Onkel, der ihre Fragen beantworten konnte, der Bücher hatte. Immer freundlich und geduldig mit ihr. Die Zeilen machten mich Stolz, denn ich kam sehr gut dabei weg.
    
    Begierig las ich weiter, tauchte weiter in Lisas Gedankenwelt ein.
    
    Wortwörtlich stand dort später geschrieben:
    
    "Ich kann mich noch daran erinnern, als ich um die vierzehn Jahre alt gewesen bin. Es war die Zeit, als ich Mama und Papa das erste Mal gesagt habe, dass ich zu Ingo ziehen werde. Sie haben nur gelacht und zu mir gesagt, dass ich dazu noch zu jung wäre. In einigen Jahren würde alles anders ...
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