1. Lisa, Fluch oder Segen


    Datum: 28.05.2019, Kategorien: 1 auf 1,

    ... "Es schient der Dame doch nicht so schlecht zu gehen wie vermutet!"
    
    "Geht so, das Essen war reichlich und hat wohl sein Teil dazu beigetragen, dass es mir einigermaßen geht!", sagte Lisa, ohne mich loszulassen. Stattdessen begann sie mich zu reiben und der Erfolg ließ nicht auf sich warten.
    
    "So wie es aussieht, hat es auf dich auch keine negative Auswirkung gehabt. Dein kleiner Freund ist jedenfalls hellwach und streckt sich gerade. Mal sehen, was heute noch machbar ist. Jetzt brauche ich aber noch etwas Ruhe!"
    
    Damit ließ sie mich los, warf die Tablette ins Wasser und sah ihr dabei zu, wie sie sich langsam auflöste. Ich stand mit steifem Schwanz davor. Wenn jemand das gesehen hätte, wäre es ein seltsames Bild gewesen.
    
    Als ich mir dessen bewusst wurde, ging ich ins Bad und machte mich frisch.
    
    Lisa blieb noch länger im Bett. Als ich zurückkam, hatte sie sich erneut in die Bettdecke eingedreht und schlummerte weiter. Genau darauf hatte ich gewartet. Ich würde Zeit haben, mich um meine Lektüre zu kümmern, die in meinem Arbeitszimmer auf mich wartete.
    
    Ich stieg in meinen Trainingsanzug und schlich mich weg. Im Arbeitszimmer angekommen, ließ ich die Tür auf, damit ich hören konnte, wenn Lisa aufstand. Dann holte ich die Seiten aus einer abgeschlossenen Schublade und setzte mich damit in meinen Schreibtischsessel.
    
    Man konnte sehen, dass ich nicht ganz nüchtern war, als ich gescannt hatte. Manchmal hatte ich die Seiten zu früh heruntergenommen und sie waren ...
    ... leicht verwischt, aber nie so stark, dass man sie nicht lesen konnte.
    
    Sofort suchte ich nach der Stelle, an der ich aufgehört hatte zu lesen.
    
    Ich lehnte mich entspannt zurück und begann an dieser Stelle weiterzumachen.
    
    "Meine Eltern glauben, dass ich noch zu jung bin, um zu wissen, was ich will. Sie werden sehen, dass ich mir nichts vormache. Mein Entschluss steht fest. Ingo, kein anderer. Da bin ich mir sicher!"
    
    Später stand in ihrem Tagebuch:
    
    "Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Absicht nicht ins Wanken gekommen ist. Ich musste nur zusehen, dass ich nicht übertreibe. Mutter und Vater sollen keinen Verdacht schöpfen, daher werde ich meinen Mund halten. Mein Ziel werden sie noch früh genug mitbekommen. Dann ist es aber zu spät. Auch Onkel Ingo durfte nichts ahnen. Es war Mist, als ich selber zur Bibliothek fahren konnte. Normalerweise hätte ich damit keinen Grund gehabt, bei ihm zu sein. Aber es sah aus, als wenn es ihn nicht störte. Er scheint mich ebenfalls zu mögen, aber sicher aus einer anderen Sichtweise. Ich weiß noch nicht, wie ich ihm es klar machen soll."
    
    Hier ließ ich die Blätter das erste Mal sinken. Ich wusste noch nicht, was ich sagen sollte. Etwas Ähnliches hatte ich innerlich geahnt, mir aber niemals selber gestanden. Das Dumme war nur, ich wusste jetzt davon, hätte es aber nicht wissen dürfen. Was sollte ich also mit der Information anfangen. Was war die Konsequenz daraus.
    
    Ich wollte gerade weiterlesen, als ich die Tür vom ...
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